Messe Magazin

Am Ende übernachtete einer gar auf dem Balkon. Der erste schlief schon im Kinderzimmer, der zweite war im Wohnzimmer auf der Couch gebettet. Nach 18 Uhr, „als der Zimmernachweis schon geschlossen hatte“, kam dann ein Dritter. Dem „musste man helfen“, erzählte Erika Herold im Interview mit dem MDR vor etwa zehn Jahren. Der Balkon war die Lösung.

Fünf Ostmark für eine private Übernachtung

Was war da los im Hause Herold? Die Szenerie muss sich irgendwann in den 1960er-, 70er-Jahren in Leipzig abgespielt haben, während einer der Frühjahrs- oder Herbstmessen. Das Phänomen, von dem das Magazin „MDR Zeitreise“ da berichtete, war nicht unüblich: In der Messestadt gab es zu DDR-Zeiten nicht genügend Hotelplätze für alle Messegäste. Also kamen Aussteller und Besucher kurzerhand bei Leipziger Bürgern unter. Ganze fünf Ostmark erhielten Erika Herold und ihr Mann pro Übernachtung und Bett vom „Zimmernachweis“, dem die Schlafplätze koordinierenden Büro. Später wurde ihre Wohnung eine Kategorie höhergestuft. Dann gab es zehn Ostmark.

Zu wenig Hotelbetten gab es nicht nur zu DDR-Zeiten. Auch vor dem Zweiten Weltkrieg fanden Messegäste – damals noch Messeonkels genannt – eine Unterkunft bei Leipziger Bürgern, wie diese historische Postkarte zeigt.
Bildnachweis: Leipziger Messe

Aus temporären Zweck-WGs entstehen Freundschaften

Nachgefragt beim Sohn des Paares, Frank Herold. Dass am Ende ganze drei Gäste in der Wohnung übernachteten, war wohl ein einmaliges Versehen „des Zimmernachweises“. Solche Besuche, wenngleich besser organisiert, erlebte Frank Herold häufiger, im Grunde seine gesamte Kindheit und Jugend über. Die Familie empfing nicht nur zur Frühjahrs- und Herbstmesse Messegäste, sondern auch zur Agra und der damaligen „Messe der Meister von Morgen“. Dann räumte Frank Herold sein Kinderzimmer und übernachtete bei den Eltern.

Der Sohn der Herolds, Frank Herold, wurde 2025 nach knapp 50 Jahren Tätigkeit bei der Leipziger Messe in allen Ehren – unter anderem mit einer der ehemaligen Volvo-Staatskarossen der DDR – verabschiedet.
Bildnachweis: Leipziger Messe

Zumindest im Frühjahr und Herbst beengte sich die Situation in zahlreichen Leipziger Wohnungen. Zwischen den Gastgebern und den Gästen – bei den Herolds oftmals aus dem Stahlkombinat Eisenhüttenstadt – entstanden Freundschaften. Abends saß man gesellig beisammen und debattierte. Frank Herold interessierte das in seinem jungen Alter noch nicht, doch entstanden konkrete Vorteile für ihn. Denn der Aussteller vom Stahlkombinat nahm den kleinen Frank mit auf die Messe und gab ihn als seinen Sohn aus. Was er dann sah? „Bei der Frühjahrsmesse gab es immer die internationalen Pavillons in Halle 16. Da hat man schon einiges kennengelernt, woraus auch eine gewisse Reiselust entstanden ist. Ohne die Messe hätte man diese Einblicke sicherlich nie gehabt in der DDR.“

Der besondere Duft des Westens

Diese Lust aufs Reisen kann Sylvia Ohnsorge nur bestätigen. Auch sie hat als Kind miterlebt, wie ihre Eltern die Zimmer ihrer Wohnung an Messegäste vermieteten. Anders als die Herolds, in deren Wohnung es kein separates Bad gab, war es den Eltern gar gestattet, Bundesbürger aufzunehmen. Und auch bei ihnen gab es Stammgäste. Die kamen von einer Hamburger Bürsten- und Pinselfabrik zu den Frühjahrs- und Herbstmessen und blieben für zwei oder drei Tage. An den Abenden streiften die Gespräche auch immer wieder die Politik und beeinflussten so die politische Einstellung der Eltern. Die Folge: eine kritische Einstellung gegenüber dem SED-Regime und die Sehnsucht nach Freiheit und Reisen.

 

Ähnlich wie bei Frank Herold bekamen Sylvia Ohnsorge und ihre jüngere Schwester nicht viel von den Gesprächen der Erwachsenen mit. In Erinnerung geblieben ist ihr vor allem der Duft. „Wenn die Gäste fort waren, duftete das Kinderzimmer! Nach Westen! Ein Gemisch aus Seife, Fanta und Waschpulver war das“, beschreibt sie den Geruch. Auch sie bekam Einblicke in die Messehallen. Denn ihr Vater hatte eine Sondergenehmigung und bereitete die Stände für die Hamburger vor. So schlüpfte Sylvia Ohnsorge mit aufs Alte Messegelände und griff einige Proben von den ausgestellten Produkten ab. Lippenstifte, in der DDR sonst ungesehene Seifen oder, „das absolute Highlight“, kleine Parfumfläschchen von 4711 oder Tosca erreichten so den elterlichen Haushalt.

Sylvia Ohnsorge hat die Messegäste aus Hamburg in guter Erinnerung behalten.
Bildnachweis: Leipziger Messe

Wie Westprodukte auf Umwegen in die DDR kamen

Westprodukte erreichten die Familie aber nicht nur durch den Umweg über die Messehallen. Die Hamburger brachten auch kleine Geschenke mit, vor allem für die Schwestern. Irgendwann gaben die Eltern regelrecht Bestellungen auf. Persil, Meister Propper, Kleidung und – daher der Geruch – Fanta waren im Gepäck der Bundesbürger. Nicht zuletzt war es auch der eine oder andere D-Mark-Schein, der das Leben der Familie in der DDR ein wenig angenehmer gestaltete.

 

Der Kontakt zu den Hamburgern verlief sich ab 1984. Sylvia Ohnsorges größere Schwester zog wieder in die Wohnung der Eltern ein und es fehlte fortan der Platz für die Messegäste. „Ein wenig bedauernswert“, waren die damals Anfang 20-jährigen Söhne des Hamburger Fabrikanten doch durchaus attraktiv, wie Sylvia Ohnsorge mit einem Lächeln zu ihrem heutigen Ehemann Thomas Ohnsorge hinzufügt. Der lacht und erzählt, dass seine Eltern auch Messegäste aus dem Westen aufgenommen hatten. Erinnerungen daran habe er aber nicht. Wobei, eine! Er und seine Gang hatten eine Vorliebe für die Mercedes-Sterne, die damals noch von den Fahrzeugen der Bundesbürger stibitzt werden konnten. Jedoch: „Es gab auch schlaue Westdeutsche. Die hatten den Stern schon vor ihrer Fahrt in die DDR abgedreht.“

Die Anfänge: Schutz durch einen Geleitbrief

Leipzig war bereits im 13. Jahrhundert ein bedeutender Handelsort. Die Stadt hatte seit ihrer Gründung 1165 einen Markt, den der „Leipziger Stadtbrief“ – faktisch die Geburtsurkunde der Stadt – mit einer Bannmeile vor Konkurrenz schützte. Das bot aber noch keine Sicherheit vor den Räubern oder Raubrittern, die im Mittelalter die Straßen unsicher machten. Um dieser Gefahr zu begegnen, sicherte der Markgraf Dietrich von Landsberg im Jahr 1268 den nach Leipzig reisenden Kaufleuten freies Geleit und Schutz zu. Notfalls wollte er diese mit eigenen Truppen absichern. Dieser „Geleitsbrief“ war ein Zeichen der Wertschätzung gegenüber der Händlergilde und galt sogar für Kaufleute aus Gebieten, die mit dem Markgrafen in Konflikt standen. Für die Händler bedeutete der Schutz Planungssicherheit, für die Stadt einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Handelsplätzen in der Region.

Fotografie eines Privilegs von Dietrich von Landsberg von 1268.
Bildnachweis: Stadtgeschichtliches Museum Leipzig/ Krömer, Eduard/ Inv.-Nr. F/X/15

Das erste Privileg von 1497

Im späten 15. Jahrhundert spitzte sich der Handelskonflikt mit den umliegenden Städten zu. Vor allem Erfurt und Halle hatten sich zu ernstzunehmenden Rivalen entwickelt. Die Reaktion: eine Politik der Privilegien. Auf Bitten des sächsischen Landesherrn Albrecht von Sachsen bestätigte der römisch-deutsche König und spätere Kaiser Maximilian I. im Jahr 1497 das Recht Leipzigs, jährlich drei große Jahrmärkte abzuhalten. Doch das reichte dem städtischen Rat noch nicht. Der Grund: Kaufleute, die auf dem Weg in die Stadt waren, konnten in anderen Handelsstädten nach wie vor gezwungen werden, ihre Güter auch dort anzubieten oder eine bestimmte Zeit einzulagern. Das änderte sich mit dem zweiten königlichen Privileg.

Leipziger Messe im Jahr 1497. Messeprivileg Maximilans I.
Bildnachweis: SGM Leipzig/Erich Gruner, Inv.-Nr. PK 228/1

Das entscheidende Privileg von 1507

Das Privileg von 1507 war der entscheidende Wendepunkt für die Entwicklung Leipzigs zum größten deutschen Handelsplatz für den Güterverkehr zwischen Ost- und Westeuropa. König Maximilian erweiterte damit einerseits die Bannmeile um die Stadt erheblich. Von nun an durften im Umkreis von „15 preußischen Meilen“ (heute circa 112 Kilometer) keine konkurrierenden Messen mehr stattfinden. Der Termin-Streit um die Märkte wurde zugunsten Leipzigs entschieden. Halle und Erfurt verloren ihre Bedeutung als Jahrmarktsplätze in der Region.

Außerdem garantierte das Privileg allen Handelsreisenden im gesamten Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation auf dem Weg nach Leipzig königlichen Schutz. Alle Reichsstraßen mussten für den Warenverkehr nach Leipzig offen bleiben. Außerdem wurde das Umfahren der Stadt untersagt. Damit waren Händler verpflichtet, ihre Waren in Leipzig zu wiegen, zu verzollen und mindestens drei Tage zum Verkauf anzubieten. Verstöße gegen diese Bestimmungen wurden als Landfriedensbruch gewertet und mit der Reichsacht, dem schwersten Bann des Reiches, bedroht. Zusätzlich wurde bei Verletzung des 15-Meilen-Privilegs eine hohe Geldstrafe von „50 Mark lötigen Goldes“ fällig. Das entsprach umgerechnet rund 12 Kilogramm Gold.

Kaiserliches Privileg für die Stadt Leipzig von 1507.
Bildnachweis: Stadtgeschichtliches Museum Leipzig/ Lit.-Nr. s002743

Entwicklung Leipzigs: Privilegien, kluge Stadtpolitik und päpstlicher Segen

Die Privilegien von 1497 und 1507 waren entscheidende Meilensteine auf Leipzigs Weg zum erfolgreichsten Handelsplatz der Region. Sie untermauern den Standortvorteil, den die Stadt durch ihre günstige Lage ohnehin hatte. Zusammen mit einer klugen kommunalen Politik und der Unterstützung durch die Landesherren legte Leipzig so die perfekte Basis für alle weiteren Entwicklungen. Als Papst Leo X. im Jahr 1514 sämtliche Privilegien der Leipziger Jahrmärkte bestätigte, wurde der Stadt obendrein auch noch der höchste geistliche Segen zuteil.

Handelspolitik, die bis heute Früchte trägt

Die Bemühungen der Stadt Leipzig, sich durch Messeprivilegien, Bannmeilen und Schutzbriefe den nötigen wirtschaftlichen Freiraum von höchsten Würdenträgern anerkennen zu lassen, haben sich ausgezahlt. Sie begründeten die Entwicklung der Stadt zu einem entscheidenden Handelsdrehkreuz zwischen Ost- und Westeuropa. Sie schufen Sicherheit und Exklusivität für den Messestandort Leipzig und sind die Basis für die heutige Bedeutung der Leipziger Messe.

 

Im Jahr 2025 feiert die Leipziger Messe das Jubiläum „860 Jahre Leipziger Messen“. 

Grün gedacht, bunt gewachsen

Das Messegelände wurde schon in den 1990er-Jahren mit klarem Nachhaltigkeitsanspruch geplant – im damaligen Bauboom keine Selbstverständlichkeit. Ressourcen zu schonen, Flächen intelligent zu nutzen und zugleich ein funktionales Gelände für vielfältige Veranstaltungsformate zu schaffen, waren in Planung und Bau wichtige Aspekte.

 

Großzügige Grünflächen, begrünte Dächer, ein künstlich angelegter Messesee und unversiegelte Wege prägen auch heute das Bild. Mit dem Prinzip der „Schwammstadt“ waren die Erbauer der Leipziger Messe ihrer Zeit sogar voraus: Regenwasser kann hier direkt versickern, zwischengespeichert werden oder verdunsten.

Beeindruckend viel Grün: das Gelände der Leipziger Messe.
Foto: Leipziger Messe

Davon profitieren Stauden, Sträucher und Bäume, die im Freigelände ungestört wachsen und mit ausreichend Wasser versorgt sind. Auf natürlich belassenen Blühflächen entwickeln sich Wildpflanzen wie Klee, Natternkopf oder Schafgarbe. Auch Obstbäume tragen Früchte. Überall tummeln sich Wildbienen, Schmetterlinge, Marienkäfer, Ameisen, Heuschrecken und viele andere Bewohner. Jede Gruppe übernimmt eigene Aufgaben: Bestäubung, Schädlingskontrolle, Zersetzung von Pflanzenmaterial oder auch als Nahrung für Vögel und andere Tiere.

 

Und nicht zuletzt schwärmen emsige Honigbienen aus und tragen ihren Teil zum Fortbestehen ihres Volkes bei – mit dem Sammeln von Nektar, Pollen, Wasser und Propolis, dem natürlichen Desinfektions- und Baumaterial im Bienenstock.

5 Tipps für mehr Bienenschutz

  • Blühpflanzen stehen lassen: Klee, Lavendel oder Wilde Möhre bieten Nahrung.
  • Natürlichkeit zulassen: „Einfach mal Unordnung lassen, nicht alles raspelkurz mähen“, empfiehlt die Imkerin.
  • Keine Pestizide: Chemische Pflanzenschutzmittel gefährden Bestäuber.
  • Nisthilfen schaffen: Insektenhotels oder Sandflächen unterstützen Wildbienen.
  • Regionalen Honig kaufen: Nachhaltige Imkerei vor Ort wird gestärkt.

Summ-summ-summ: Leben im Bienenvolk

Zwölf Bienenvölker haben ihren festen Platz in geschützten Bereichen mit Blühpflanzen und Bäumen. Die Imkerin wirft regelmäßig einen Blick in die Kästen und greift nur ein, wenn es nötig ist. „Unsere Bienen sind ein kleines, aber sichtbares Puzzlestück im gesamten Ökosystem“, sagt sie.

 

Ein Bienenvolk ist ein hochorganisierter Superorganismus, in dem Königin, Arbeiterinnen und Drohnen zusammenwirken. Die Königin legt Eier, die Arbeiterinnen erledigen alle Aufgaben vom Wabenbau bis zur Nahrungssuche und die Drohnen sorgen für die Begattung. So entsteht ein perfekt abgestimmtes System, in dem jede Rolle wichtig ist.

Gut verkittet: Das Absperrgitter hält Ordnung im Bienenstock.
Foto: Leipziger Messe

Rund 80 Prozent heimischer Wild- und Kulturpflanzen sind auf Bestäubung durch Insekten angewiesen. Den Großteil dieser Arbeit leisten Honig- und Wildbienen. Ohne sie gäbe es viele Obst-, Gemüse- und Kräuterarten nicht mehr. Ihre Bestäubungsleistung sichert stabile landwirtschaftliche Erträge und erhält die biologische Vielfalt.

Kleine Helfer mit großer Bedeutung

Die Bienenvölker auf dem Messegelände sind mehr als ein Symbol für gelebte Nachhaltigkeit: Sie zeigen, wie eng Natur und Messebetrieb miteinander verwoben sind. Von den Blühwiesen bis zu den Bienenstöcken spiegelt sich hier ein Ansatz wider, der Ökologie, Wirtschaft und Lebensqualität verbindet. Was hier summt, ist mehr als ein Geräusch – es ist ein Signal für eine Zukunft, die vielfältig, nachhaltig und lebendig bleibt.


P.S. Im Herbst 2029 wird sich in Leipzig und auf der Leipziger Messe alles um Bienen drehen. Dann ist der Weltimkerkongress Apimondia hier zu Gast.

Wenn heute auf der Leipziger Messe Tausende Besucher durch moderne Hallen strömen, ahnt kaum jemand: Der Grundstein für das bunte Messegeschehen wurde vor 860 Jahren gelegt. Im Jahr 1165 besiegelte ein mächtiger Mann die Zukunft Leipzigs in einem kurzen Dokument, das heute als Stadtbrief von Otto dem Reichen bekannt ist.

Ein Schriftstück, das Geschichte schrieb

Die Urkunde ist ungefähr so groß wie DIN A5 und trägt ein Reitersiegel, das kurioserweise auf dem Kopf steht. Wichtiger als jenes Detail ist jedoch der Inhalt des Dokuments. Otto bestätigte Leipzig darin nicht nur das Stadtrecht und damit das Recht, einen Markt abzuhalten. Er versprach auch, die neuen Bürger von Abgaben weitgehend zu verschonen. Nur im absoluten Notfall, etwa bei einem Kriegszug über die Alpen, durfte eine geringe Abgabe erhoben werden.

Ein besonders schlauer Schachzug: Otto verbot Konkurrenzveranstaltungen im Umkreis von einer Meile rund um die Stadt, was vermutlich einem Radius von 7,5 Kilometern entsprach. Dieser Schutzbereich, die sogenannte Bannmeile, sicherte Leipzig einen entscheidenden wirtschaftlichen Vorteil. Auch wenn in der Urkunde noch nicht ausdrücklich das Wort „Messe“ fiel: Sie gilt als die Geburtsstunde des Leipziger Handelsplatzes.

Fotografie eines Leipziger Stadtbriefes mit Stadtsiegel, ausgestellt 1156 bis 1170.
Bildnachweis: Stadtgeschichtliches Museum Leipzig/Inv.-Nr. F/X/3

Der Stadtbrief selbst ist nicht datiert. Er entstand vermutlich erst zwischen 1170 und 1216. Trotzdem gilt seit den 1950er-Jahren offiziell 1165 als das Jahr, in dem Leipzig das Marktrecht erhielt. Warum? Weil die Stadt spätestens seit diesem Zeitpunkt nachweislich als Handelsplatz wuchs.

Ein Standort mit strategischem Vorteil

Leipzig hatte damals einen unschlagbaren Vorteil: die Lage an der Kreuzung zweier wichtiger europäischer Handelsstraßen, der Via Imperii und der Via Regia. Die Via Imperii verband Rom mit der Ostsee. Die Via Regia zog sich von der iberischen Atlantikküste bis nach Kiew und Moskau. 

 

Wer von Süd nach Nord oder von West nach Ost wollte, kam unweigerlich nach Leipzig. Die Kreuzung war ein Magnet für Händler. Sie brachten Waren, Ideen und Nachrichten in die Stadt und schnell wuchsen die Märkte. Der Stadtbrief wiederum schuf einen rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmen und ebnete so den Weg, dass Leipzig sich zu einem bedeutenden Umschlagplatz entwickeln konnte.

Von der Messe zum Jahrmarkt zur Messe

Im Mittelalter fielen Jahrmärkte und Messen oft zusammen. Kaufleute reisten von weither an und boten ihre Waren rund um die Kirchen an – meistens nach der christlichen Messe. Daher auch der Name „missa“. Ursprünglich bezeichnete das lateinische Wort den Moment, in dem der Priester die Gemeinde nach dem Gottesdienst mit „Ite, missa est“ (dt. „Geht hin, es ist die Aussendung“) entließ. Im Anschluss sammelten sich Gläubige und Händler an den Marktständen vor den Kirchentoren. So kam es, dass der einst rein kirchliche Begriff nach und nach zum Synonym für das Marktgeschehen wurde.

Blick auf den Nikolaikirchhof mit Markständen, Händlern und Käufern. Um 1850.
Bildnachweis: Stadtgeschichtliches Museum Leipzig, Inv.-Nr. 2130

Was vom Stadtbrief geblieben ist

Heute ist Leipzig ein globaler Messestandort und die Leipziger Messe ein international agierendes Unternehmen. Geblieben ist die Idee, die Otto der Reiche einst auf Pergament bannte: Schutz, Förderung und Freiheit für Handel und Wandel.

Aber was ist Crowd Management eigentlich? Wie läuft die Zusammenarbeit mit dem IOSB? Und was kann sich daraus entwickeln? Antworten gibt Johannes Graubner, Leiter der Abteilung für Sicherheit und Verkehrsorganisation bei der Leipziger Messe.

Johannes Graubner, Leiter der Abteilung für Sicherheit und Verkehrsorganisation bei der Leipziger Messe
Foto: Leipziger Messe

Herr Graubner, was bedeutet Crowd Management eigentlich? 

 

Crowd Management umfasst bei der Leipziger Messe das Management von großen Personenmengen bei den Veranstaltungen. Das heißt: die komplette Planung und Steuerung der Besucherströme von der Anreise bis zur Abreise mit Blick auf Sicherheit und Servicequalität. Unser Ziel ist ein reibungsloser und sicherer Messebesuch.  Das beginnt bei der richtigen Kommunikation der Anfahrtswege und Einlasszeiten, geht über die Steuerung der Besucherbewegungen auf dem Gelände durch Ausschilderungen bis hin zur Notfallplanung. Die konkreten Bewegungen von Menschenmengen sind schwer vorhersehbar, daher setzen wir auf Konzepte, die auf menschliches Verhalten und Bedürfnisse eingehen, um Sicherheit und Komfort zu gewährleisten.

 

 

Welche Konzepte sind das beispielsweise?

 

Ein wichtiges Konzept im Crowd Management ist die „Customer Journey“. Wir betrachten den gesamten Weg des Besuchers von der Anreise bis zur Abreise. Wir analysieren, welche Informationen er benötigt und wie er diese effektiv bekommt. Dadurch vermeiden wir im besten Fall Staus und sorgen für einen reibungslosen Ablauf. Ein weiteres Konzept zur Analyse und Strukturierung von Maßnahmen für Veranstaltungen mit großen Menschenmengen ist die „DIM Matrix“. Das ist im Grunde eine Tabelle, die den Ist- und den Soll-Zustand der jeweiligen Veranstaltung abbildet, gegliedert in die Bereiche Design/Infrastruktur, Information und Kommunikation sowie Management/Organisation. Wir betrachten diese Aspekte in Phasen wie Einlass, Aufenthalt und Auslass. So können wir gezielt planen und auf mögliche Probleme reagieren.

 

Haben Sie Beispiele, welche Maßnahmen für effektives Crowd Management während einer großen Veranstaltung der Leipziger Messe geplant werden könnten?

 

Solche Maßnahmen sind natürlich auch das Ergebnis von Erfahrungen und Lernprozessen. Wir wollen die Herausforderung langer Schlangen an den Eingängen beispielsweise in Zukunft durch ein Leitsystem lösen. Statt einer geraden Warteschlange wird es dann eine mäanderförmige Wegeführung geben, wie man sie aus Freizeitparks oder von Flughäfen kennt. Außerdem sollte die Beschilderung bei großen Besuchermengen höher gehangen werden, damit sie über viele Köpfe hinweg sichtbar bleibt. So finden Aussteller und Besucher ihren jeweiligen Eingang schneller. Was wir bei der Leipziger Buchmesse bereits machen: In den Glasröhren zwischen Glashalle und Messehallen gibt es Geländer als räumliche Teilung, die eine Kollision von Besucherströmen verhindern.

Besucher in der Eingangshalle Ost der Leipziger Messe zur Leipziger Buchmesse
Foto: Leipziger Messe

Crowd-Management-Maßnahmen, die Veranstaltungen angenehmer und sicherer machen – ein Überblick:

  1. Optimierte Besucherführung: Durch mäanderförmige Warteschlangen wie an Flughäfen kann die Wartezeit angenehmer gestaltet werden. Besucher haben klare Wege und drängeln deutlich weniger.
  2. Bessere Kommunikation: Überkopfbeschilderung hilft, dass Informationen auch bei großen Menschenmengen sichtbar bleiben. Das kann verhindern, dass Besucher sich verlaufen oder falsche Eingänge nutzen.
  3. Personaleinsatz vor Ort: Servicepersonal, das mit Flyern und wichtigen Informationen ausgestattet ist, kann vor Ort Fragen direkt beantworten und Orientierung bieten.
  4. Technologie-Einsatz: Systeme, die Warteschlangen und Besucherströme automatisch erkennen und analysieren, können helfen, Engpässe frühzeitig zu identifizieren und Maßnahmen zu ergreifen.
  5. Service-Level-Optimierung: Der Veranstalter sorgt dafür, dass die Besucherdichte angenehm bleibt, damit sich Besucher frei bewegen können und sich nicht gedrängt fühlen. Dies erhöht die Aufenthaltsqualität und Zufriedenheit.

Ein Baustein des Crowd Managements ist das Crowd Monitoring, also die Auswertung der konkreten Verteilung von Besuchern auf der jeweiligen Fläche. Über diese Verteilung sagt die Zahl der Zutritte allein noch nichts aus, wie beispielsweise der Blick auf ein Konzert zeigt, wo die Besucherdichte in den ersten Reihen wesentlich höher ist als im restlichen Raum. Crowd Monitoring mittels Kameraeinsatz und Sichtkontrolle auf Monitoren ist gerade bei großen Veranstaltungen eine Herausforderung und erfordert langjährige Erfahrung. Und doch bleibt der Blick auf die Monitore stets ein subjektiver. Bei der Frage, wie KI beim Crowd Monitoring eingesetzt werden kann, kommt das Fraunhofer IOSB ins Spiel.

 

 

Wie kam es zur Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut und worum geht es bei der Kooperation?

 

Der Kontakt zum Fraunhofer-Institut entstand direkt nach der UEFA EURO 2024. Auf der Fan Zone Augustusplatz in der Leipziger Innenstadt haben wir das KI-gestützte Crowd-Monitoring-System das erste Mal im Einsatz gesehen und fanden es sehr gut. Die Wissenschaftler des Fraunhofer IOSB waren begeistert, mit der Leipziger Messe zusammenarbeiten zu können und sind es noch heute. 

Fraunhofer IOSB – Crowd Monitoring
für Großveranstaltungen

Das Fraunhofer-Institut für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung (IOSB) entwickelt innovative Assistenzsysteme für die Sicherheit bei öffentlichen Veranstaltungen. Durch den Einsatz von Videoauswertung und künstlicher Intelligenz werden Menschenmengen analysiert und Gefahren frühzeitig erkannt. Kennzahlen wie Personenverteilung und Bewegungsverhalten helfen, Engstellen und Stauungen zu identifizieren. Dabei steht der Datenschutz im Fokus: Privacy by Design minimiert die Erfassung personenbezogener Daten. Ziel ist es, Veranstaltern und Einsatzkräften wertvolle Unterstützung zu bieten und gefährliche Situationen bereits in der Planungsphase zu verhindern.

Was genau macht das System?

Das Monitoring-System greift auf die Daten unserer existierenden Kameraüberwachung zu, um die Personendichte und -verteilung auf der Veranstaltung zu analysieren. Die KI erkennt und zählt Köpfe – ohne Gesichtserkennung und ohne das Erfassen biometrischer Daten. Die KI erfasst quasi in Echtzeit die Anzahl von Köpfen pro Quadratmeter und berechnet die Besucherdichte. Auf dem Monitor werden uns dann grüne, gelbe und rote Bereiche angezeigt. Ein durchschnittlicher Wohlfühl-Wert liegt bei zwei Personen pro Quadratmeter – das wäre grün. Ein kritischer Schwellenwert sind fünf Personen pro Quadratmeter. Das Ergebnis ist eine Art bunte Kartendarstellung, die kritische Bereiche sofort erkennen lässt. 

Darstellung der ankommenden Besucher vor der Glashalle nach KI-Erkennung
Quelle: Fraunhofer IOSB

Wie steht es dabei um den Datenschutz?

Die Arbeit mit dem System ist hundertprozentig datenschutzkonform, da weder Informationen gespeichert noch Personen identifiziert oder individuelle Bewegungen verfolgt werden. Unser betrieblicher Datenschutzbeauftragter hat die Einführung des Systems begleitet und sehr genau auf diese Aspekte geachtet.

Was haben Sie bisher aus der Kooperation mit dem Fraunhofer IOSB gelernt?

Für uns war es äußerst spannend, bei einem Testlauf während der Manga-Comic-Con in Halle 1 die Besucherdaten in Echtzeit analysieren zu können. Das System hat uns gezeigt, welche Areale besonders stark frequentiert sind und wo es potenzielle Engpässe gibt. Diese Erkenntnisse helfen uns, die Sicherheit und den Komfort der Besucher weiter zu verbessern. Zudem erlauben sie datenbasierte Analysen und wir können beispielsweise nachweisen, dass zu keiner Zeit kritische Personendichten erreicht wurden. Dem subjektiven Empfinden können wir konkrete Daten gegenüberstellen.

Und was kann aus Ihrer Sicht in Zukunft aus der Arbeit mit der KI entstehen?

Wir haben großes Interesse daran, das System weiterzuentwickeln und zu optimieren. Ich könnte mir vorstellen, dass wir beispielsweise die Auswertung noch detaillierter gestalten, um die Frequenz an bestimmten Ständen zu erfassen und daraus Rückschlüsse auf die Platzierung von Ausstellern zu ziehen. Außerdem wäre es möglich, das System so zu erweitern, dass es automatisch Warteschlangen erkennt und uns frühzeitig warnt. So könnten wir die Besucherströme noch besser steuern und den Veranstaltungsbesuch für jeden Einzelnen zu einem angenehmen Erlebnis machen.

Herr Graubner, vielen Dank für das Gespräch.  

1925 – Untergrundmessehalle

Wer den Leipziger Marktplatz kennt, staunt sicher nicht schlecht über dieses Bild. Ein riesiges Loch direkt vor dem alten Rathaus. Was war da los?

Für die erste Frühjahrsmesse nach dem Ersten Weltkrieg hatte der Stadtrat im Jahr 1919 hölzerne Stände auf dem Marktplatz genehmigt. Diese Genehmigung war allerdings befristet bis zur Herbstmesse 1924. Doch auch danach sollte der attraktive Messeplatz im Herzen Leipzigs erhalten bleiben. Die Stadt machte aus der Not eine Tugend und so entstand zwischen 1924 und 1925 das erste unterirdische Ausstellungsgebäude der Welt – die Untergrundmeßhalle. Die Architekten Otto Droge und Carl Crämer planten diese Mammutaufgabe und das Leipziger Unternehmen Eduard Steyer setzte sie in Rekordzeit um.

Übrigens: Mit dem Bau des City-Tunnels waren die Messen unter dem Marktplatz Geschichte, aber seitdem dient das alte Porphyr-Portal als Eingang zur S-Bahn-Station „Markt“.

1441 – die Schaustellerei zu den Leipziger Messen

Bereits in der frühen Neuzeit war es üblich, dass nicht nur der Handel im Mittelpunkt stand, wenn im Frühjahr und Herbst die Geschäftsleute zu den Leipziger Messen kamen. Seit jeher hatte dann auch das kunterbunte Treiben der Schaustellerei einen wichtigen Platz in der Stadt und sorgte für Erstaunen und Unterhaltung. Die ersten Gastspiele zur Messezeit verzeichnen die Chroniken zwar erst 1441, doch Gaukler, Akrobaten und andere Künstler kamen schon seit dem Mittelalter von den Höfen in die Städte und präsentierten ihre Darbietungen auf den Jahrmärkten.

Spektakel speciale – Beispiele der Schaustellkunst

Lange Zeit fester Bestandteil der Leipziger Messen, heute ein separater Veranstaltungsort am Cottaweg – die Leipziger Kleinmesse. Hier ein Plakat aus dem Jahr 1958, Bildnachweis: Stadtgeschichtliches Museum Leipzig, Inv.-Nr. PL 58/1

Belege der Spektakel zu den Messen im Zentrum der Stadt gibt es viele. Bei manchen sucht man aber vergebens die Verbindung zu Handel und Gewerbe.

 

1570 zum Beispiel balancierte ein wagemutiger Akrobat auf einem Seil vom Rathausturm bis zum Haus des Bürgermeisters. Im 17. Jahrhundert demonstrierten Muskelmänner übermenschliche Kräfte und Feuerspucker beeindruckten das Publikum mit ihrem Mut. Und dann noch das: 1701 ist die Vorführung eines „Mannes mit unglaublich festem Magen“ dokumentiert. Er soll ganze Schafe samt Fell und sogar Steine verschlungen haben.

 

Als der Platz im Stadtzentrum knapp wurde, zogen die Schausteller an den Stadtrand. Ihre Tradition lebt bis heute in der Kleinmesse fort, die zweimal jährlich als Volksfest stattfindet – ein lebendiges Stück Messegeschichte, das sich durch alle Epochen hindurch erhalten hat.

1525 – Auerbachs Keller wird eröffnet

Die Mädler-Passage wird heute nicht mehr als Messehof genutzt, doch das Messemännchen schaut immer noch gern bei Auerbachs Keller vorbei, Foto: Leipziger Messe

Eines der wohl berühmtesten Restaurants Sachsens feiert dieses Jahr 500-jähriges Jubiläum. 1525 öffnete der Arzt und Universitätsprofessor Heinrich Stromer von Auerbach seinen Weinkeller als Gaststube – vor allem für Studenten. Nur drei Jahre später lässt er das alte Haus zu einem modernen Wohn- und Messehaus ausbauen. Ab da boomt der Umsatz. 1534 zahlt Stromer fast ein Drittel der gesamten Weinsteuer der Stadt.

Im Laufe der Jahrhunderte besuchten zahllose berühmte Persönlichkeiten wie Johann Wolfgang Goethe, E. T. A. Hoffmann oder Lene Voigt die Gaststube – viele von ihnen nach einem Messebesuch in den angrenzenden Messehäusern.

Die Geschichte, die Auerbachs Keller weltberühmt gemacht hat, ist die Tragödie „Faust“ von Johann Wolfgang Goethe. Darin reitet Doktor Faustus zusammen mit dem Teufel auf einem Weinfass aus dem Keller. Die Geschichte bedient sich bei der historischen Faustfigur, einem Wunderheiler und Magier, der um 1541 bei alchimistischen Experimenten sein Leben verloren haben soll. Faust und Mephisto in Bronze markieren bis heute den Eingang zu Auerbachs Keller in der Mädler-Passage.

 

Auch in jüngster Geschichte blieb die Gaststube nicht von Teuflischem verschont. Der Immobilienmakler Jürgen Schneider trieb Mitte der 1990er-Jahre mit geplatzten Millionenkrediten die Mädler-Passage und damit auch Auerbachs Keller in den Ruin.

 

Aber schon am 12. April 1996, am selben Tag wie das neue Messegelände, wurde die traditionsreiche Gasstätte wieder eröffnet. Ein Erfolg, der bis heute anhält.

1946 – Friedensmesse – erste Messe nach dem Krieg

Messe zwischen Ruinen – ob das Foto 1946 zur ersten Friedensmesse oder erst 1947 entstanden ist, ist nach aktuellen Recherchen des Leipziger Stadtarchivs nicht eindeutig festzustellen, Bildnachweis: Leipziger Stadtarchiv, 0563 (Fotosammlung), Nr. 38674

Am 8. Mai 1946, genau ein Jahr nach der Kapitulation des Dritten Reiches, erließ der Chef der sowjetischen Militäradministration in Deutschland, Wassili Sokolowski, den Befehl: „Zur Förderung des Handels und der Industrie in der sowjetischen Besatzungszone ist die alljährliche Durchführung der Leipziger Messe wiederaufzunehmen. Die 1. Leipziger Messe ist vom 8. bis 12. Mai 1946 durchzuführen.“

 

170.000 Besucher kamen zur ersten Frühjahrsmesse der Nachkriegszeit und verpassten der Stadt einen gehörigen Aufschwung. Über 2.700 Aussteller präsentierten sich in fünf, oft notdürftig instand gesetzten Messehäusern. Und natürlich nutzte auch die Politik die Gunst der Stunde: Der damalige Vorsitzende der aus der Zwangsvereinigung von KPD und SPD hervorgegangenen Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED), Wilhelm Pieck, lobte Leipzig als Paradebeispiel einer sozialistischen Gesellschaft über alle Maßen. Den Besucherinnen und Besuchern war es egal. Sie feierten lieber ausgelassen auf der ersten Kleinmesse seit 1939.

Die Leipziger Messe als politische Bühne

Der bayerische Ministerpräsident Franz Josef Strauß wird 1987 erneut vom DDR-Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker auf der Leipziger Messe empfangen, Bildnachweis: Bundesarchiv 183-1990-0226-315

Die Leipziger Messe stand bereits nach dem Ende des Krieges 1945 wieder hoch im Kurs. Bis 1989 bliebt sie ein zentraler Ort politischer Repräsentation. Ein regelmäßiger Messerundgang gehörte für die Staats- und Parteiführung der DDR faktisch zum Pflichtprogramm. Und auch ausländischen Gästen wurden so oft es ging auf der Messe die „Errungenschaften des Sozialismus“ präsentiert. Darunter fielen unter anderem:

 

  • 1958 – Vorstellung des Pkw Trabant auf der Herbstmesse

  • 1965 – Vorstellung des ersten programmgesteuerten elektronischen Lochkartenrechners der DDR

  • 1969 – Erste Datenfernübertragung Leipzig-Moskau-Leipzig

In all den Jahren war die Messe in Leipzig erstens ein Treffpunkt der Diplomatie hinter den Kulissen. 1984 beispielsweise empfing der Staats- und Parteichef der DDR, Erich Honecker, den damaligen bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß während der Frühjahrsmesse zu informellen Gesprächen in Leipzig. Zwei weitere Male – 1985 und 1987 – trafen sie sich in Leipzig erneut – und jedes Mal auf dem alten Messegelände.

 

Zweitens war sie das Eingangstor für westliche Unternehmen, die Geschäfte mit dem Ostblock machen wollten. Volker Lange, 1982 bis 1987 Hamburger Senator für Wirtschaft, Verkehr und Landwirtschaft, erinnert sich: „Die Frühjahrs- und die Herbstmesse in Leipzig waren für die Unternehmen weltweit Pflicht – und für die westdeutschen sowieso. Auch ich war in meiner Funktion als Hamburger Wirtschaftssenator alljährlich zwei Mal in Leipzig. Seinerzeit habe ich in den sozialistischen Staaten neben anderen auch die Messe in Budapest besucht. Doch ich stellte fest, dass die Leipziger Messe im Ostblock konkurrenzlos war. Wie wichtig diese seinerzeit war, verdeutlicht meiner Meinung nach eine Zahl recht deutlich: Allein aus Hamburg waren stets etwa 150 Unternehmen präsent.“

Leipzig als Zentrum des Pelzhandels und sein Niedergang mit der Shoah

Unzählige Menschen laufen täglich über den Brühl, aber kaum jemand ahnt, dass diese Straße einst das Zentrum des weltweiten Pelzhandels war. Leipzig hatte 1928 über 800 Rauchwarenhandlungen und die Branche war der größte Steuerzahler der Stadt.

Exkurs Rauchwarenhandlung:

Eine Rauchwarenhandlung ist ein Betrieb, der sich auf den Handel mit Pelzfellen spezialisiert. Der Begriff „Rauchwaren“ hat nichts mit „Rauch“ zu tun, sondern leitet sich vom Adjektiv „rauch, rauh/rau“ ab, das „zottig, behaart“ bedeutet.

Möglich hatten das die Leipziger Messen gemacht: Hier trafen sich seit dem 15. Jahrhundert Händler aus Russland, Polen und ganz Europa und brachten Karawanen voller Felle und Rohstoffe mit. Der Pelzhandel hatte sich nach dem Untergang der Hanse vom Wasser auf die Straße verlagert. Seine gute Lage machte Leipzig somit zum Dreh- und Angelpunkt im Ost-West-Handel.

 

Im 19. Jahrhundert befeuerten gesetzliche Neuerungen und die Gewerbefreiheit den Boom des Rauchwarenhandels in der Stadt. In den Straßen rund um den Brühl herrschte reges Treiben wie auf einem Basar. Die umliegenden Höfe nutzten die Händler als Umschlagplätze für ihre Ware. In den Häusern waren die Läden und Büros eingerichtet.

 

Der letzte Höhepunkt dieser „goldenen Zeit“ war die sogenannte IPA 1930. Zu dieser internationalen Pelzfach-Ausstellung präsentierten 285 Aussteller aus 24 Ländern 17 Wochen lang Pelze aus aller Welt. Die Läden der Unternehmen am Brühl wurden dafür teilweise originalgetreu an eigens errichteten Messehallen am Völkerschlachtdenkmal nachgebaut. Die Besucher konnten sich vor Ort in einer Art „Gläserner Manufaktur“ die Arbeit der Zurichter, Färber und Kürschner anschauen.

 

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten zerfiel der Rauchwarenhandel in Leipzig. Grund dafür: Ein Großteil der Geschäftsleute war Juden. Schon 1425 hatte der damalige Kurfürst Friedrich I. einen Schutzbrief für die Leipziger Juden ausgestellt und die schon damals hohe Bedeutung ihrer Geschäftstätigkeit im Rauchwarenhandel erkannt.

Seine Propaganda bestärkte den Antisemitismus und schuf in der Bevölkerung das für die Shoah notwendige Feindbild – Joseph Goebbels, Propagandaminister des nationalsozialistischen Regimes, besucht die Leipziger Messe im Jahr 1934, Bildnachweis: 102-15582

Mehr als 20.000 Leipzigerinnen und Leipzigern wurden während des Nationalsozialismus als Juden verfolgt. Etwa 13.000 waren 1925 noch in der Jüdischen Gemeinde aktiv. Viele konnten sich dank ihrer internationalen Geschäftsbeziehungen aus dem Rauchwarenhandel in zunächst friedliche Nachbarländer wie die Niederlande, Belgien oder die Tschechoslowakei absetzen. Die weniger Vermögenden konnten jedoch nicht fliehen. Das betraf oftmals auch jüdische Handwerker und Händler im Rauchwarenhandel, zumeist vor wenigen Jahrzehnten aus Russland oder Polen immigriert. In der Datenbank „Leipziger Opfer der Shoah“ des Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig ist eine sicher recherchierte Zahl von 5.724 ermordeten Leipziger Jüdinnen und Juden verifiziert. Die Datenbank gibt auch den vorherigen Beruf der Ermordeten an: 154 waren Kürschner, 270 waren im Handel mit Rauchwaren tätig, weitere in anderen, verwandten Berufen tätig. Hinzuzuzählen zur Zahl derer, die ihren Lebensunterhalt durch den Rauchwarenhandel und den Messestandort Leipzig sichern konnten, sind in einigen Fällen mit Sicherheit auch jene Menschen, bei denen als Angabe „Ehefrau“ vermerkt ist.



Eine Inschrift des Gedenksteins an der ehemaligen Synagoge im Kolonnadenviertel und heutigen Mahnmals erinnert ungenauerweise an 14.000 jüdische Leipziger, die dem faschistischen Terror zum Opfer fielen. Der Stein wurde in den 1960er-Jahren errichtet. Heute ist davon auszugehen, dass sich damals auf die Zahl sowohl der Vertriebenen als auch der Ermordeten bezogen wurde.

Der Gedenkstein am Mahnmal für die Ermordeten der Shoah im Leipziger Kolonnadenviertel wurde in den 60er-Jahren aufgestellt. Die Angabe „14.000 Opfer des faschistischen Terrors“ bezieht sich aller Wahrscheinlichkeit nach sowohl auf die Zahl der Vertriebenen als auch der Ermordeten.

Nach der Shoah verlagerte sich der Pelzhandel in die amerikanische Besatzungszone nach Frankfurt am Main. Dort entstand der „Neue Brühl“. Die DDR versuchte mit dem „VEB Brühlpelz“ in den 1960er-Jahren eine kurze Renaissance des Rauchwarenhandels in Leipzig. Mit der Ermordung und Vertreibung der Leipziger Juden waren allerdings auch ihr Wissen und ihre Netzwerke vernichtet worden und der Versuch scheiterte.

1995 – der „Glockenturm“ der Leipziger Messe

Weithin sichtbar: der Messeturm mit dem allseits bekannten Doppel-M der Leipziger Messe, Foto: Leipziger Messe, Silvio Bürger

Die 85 Meter hohe Campanile auf dem Messegelände ist eigentlich gar kein Turm, sondern ein Schornstein für die Heizkessel und Notstromaggregate, die sich direkt darunter befinden. Die ausführenden Architekten von Gerkan, Marg und Partner beschrieben ihn 1995 so: „Ein nach dem Outrigger-Prinzip [Anm.d.Red.: Ausleger-Prinzip] ausgesteifter Mast aus Stahlrohren, stabilisiert die vier nichttragenden Kamine. Biege- und Querkräfte werden von der Tragkonstruktion getrennt abgeführt und sichtbar gemacht. Gussteile verbinden die Stahlrohre untereinander und dienen der Verankerung der vier vorgespannten, von unten nach oben abgestuften Seilstränge.“ Eine bloße Esse ist er aber trotzdem nicht. Er trägt an allen vier Seiten das Doppel-M und ist somit seit 30 Jahren das weithin sichtbare Wahrzeichen des Messegeländes.

Ein herzliches und großes Dankeschön geht an die Archivarinnen Heike Gärtner vom Stadtarchiv Leipzig, Friederike Degner vom Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig, Birgit Richter vom Sächsischen Staatsarchiv Leipzig und Britta Weyel vom Bundesarchiv in Koblenz für ihre Mühen beim Heraussuchen des Bildmaterials und der zusätzlichen Recherche bezüglich einiger der hier gezeigten Bilder! Ein ebenso herzliches und großes Dankeschön auch an Johanna Sänger, Kuratorin für Stadt- und Landesgschichte ab 1800, beim Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig für ihre schnelle, umfassende und unkomplizierte Unterstützung bei der Recherche zu den Zahlen der ermordeten und verfolgten Leipziger Jüdinnen und Juden. Die gesamte Datenbank des Stadtgeschichtlichen Museums zu den Leipziger Opfern der Shoah finden Sie hier.

Verwendete Quellen

Was genau war los in diesem Mai 2025?

Es gab Weltklassesport – mit den Europameisterschaften im Gerätturnen in HALLE:EINS. Parallel dazu war die Leipziger Messe zentraler Austragungsort des Internationalen Deutschen Turnfestes. Heißt: Die Mehrheit der insgesamt 23 Turnfest-Sportarten erlebten Besucher in vier Messehallen und der Glashalle der Leipziger Messe. Dazu gab es mehrere Open-Air-Festivalformate im Messepark und 200 Übernachtungsmöglichkeiten auf dem Caravan-Stellplatz. Nicht zu vergessen: In einem Segment von Halle 2 und im Congress Center Leipzig (CCL) fand gleichzeitig der Deutsche Ärztetag, die Jahreshauptversammlung der Bundesärztekammer statt. So blieb tatsächlich kein Fleckchen des Messegeländes ungenutzt. Darüber hinaus lud die Turnfest-Akademie in die KONGRESSHALLE am Zoo Leipzig ein.

Zum Turnfest kamen 80.000 Sportlerinnen und Sportler sowie bis zu 800.000 Gäste nach Leipzig – die meisten davon auch aufs Messegelände.
Foto: FAIRNET

Internationales Deutsches Turnfest: Auf Umwegen zurück nach Leipzig

Simone Dietz ist Prokuristin der Leipziger Messe Gastveranstaltungen GmbH. Zusammen mit ihrem Team war sie die erste Ansprechpartnerin für die Veranstalter von Turnfest und Turn-EM, allen voran für das Leipziger Organisationskomitee des Vereins Deutsche Turnfeste und den Deutschen Turner-Bund. Bis zum eigentlichen Start musste das Turnfest 2025 übrigens mehrere Anläufe nehmen. Bereits im Mai 2017 übernahm Leipzig in Berlin den Staffelstab und die Vorbereitungen fürs Turnfest 2021 begannen. Pandemiebedingt kam alles anders. Selbst eine „kleine Variante“ mit Wettbewerben ohne Publikum wurde abgesagt. Und auf dem Weg zum Turnfest 2025 entschied der Deutsche Turner-Bund schließlich noch, auch die Turn-EM nach Leipzig zu bringen. „Für uns hieß es im Sommer 2024 also: Umplanen!“, erinnert sich Simone Dietz. Warum? „Unsere HALLE:EINS war zu dieser Zeit bereits fest fürs Turnfest eingeplant und wir haben die gesamte Aufplanung der Halle geändert.“ Sommer 2024 – das war knapp ein Jahr vor Start des Turnfestes und damit schon in der heißen Phase der Vorbereitungen. Doch Spontanität und Flexibilität gehören zur Jobbeschreibung im Veranstaltungsgeschäft. Die geplanten Turnfest-Shows wurden in die Quarterback Immobilien Arena verlegt und HALLE:EINS bewies einmal mehr ihre Wandelbarkeit.

Schritt für Schritt wurde HALLE:EINS ab Mitte Mai 2025 für die Turn-EM vorbereitet.
Foto: Leipziger Messe

Alles unter einem Dach: Die Turn-EM in HALLE:EINS

Das Beste an der Standortwahl: Dank der Größe von HALLE:EINS konnten Training, Warm-up und die Wettkämpfe der Turn-EM unter einem Dach stattfinden. Unterteilt wurden die rund 20.000 Quadratmeter in Infield, Warm-up-Area und Office Bereiche, unter anderem mit Büros der Wettkampfleitung, Dopingkontrolle und Umkleiden. Mit dem messeeigenen Tribünensystem und weiteren Einbauten wurden 5.500 Zuschauerplätze geschaffen. Ab 23. Mai trainierten die Sportlerinnen und Sportler bereits unter Wettkampfbedingungen in HALLE:EINS. Am 26. Mai starteten die Qualifizierungsrunden und bis 31. Mai erlebte das Publikum hier sportliche Höchstleistungen, Gänsehautmomente und strahlende Medaillengewinner. Insgesamt traten 136 Turnerinnen und 165 Turner aus 37 Nationen an die Geräte.

Trainingsbereich zur Turn-EM in HALLE:EINS
Foto: Leipziger Messe

Von Ballfangnetz bis Bodenanker: Messehallen werden zur Sportarena

Drumherum verwandelte sich das gesamte Messegelände ab Mitte Mai: Auch die anderen vier Messehallen wurden auf den „Einzug“ der Sportgeräte vorbereitet. Dafür war das erfahrene Servicenetzwerk der Leipziger Messe gefragt. Beispielsweise standen auf der To-do-Liste der Messetochter FAIRNET die Ausstattung der Wettkampf- und Aktionsflächen mit Bühnen, Podesten, Beschallungs-, Licht- und Videotechnik, Raumbau und Bodenbeläge, Möblierung sowie das gesamte Branding von Besucherführung bis Werbeflächen. In allen Hallen wurden Tribünen für die Zuschauer errichtet – insgesamt 17 Tribünen mit Kapazitäten zwischen 300 und 1.500 Sitzplätzen. In der Glashalle wurden Showflächen, eine Bühne und zahlreiche Messestände aufgebaut.

Präsentationsflächen und Aussteller in der Glashalle zum Turnfest 2025
Foto: Leipziger Messe

Das Spannende für die Messeprofis:

Von den Abhängungen unterm Dach bis zum Boden gab es zahlreiche Einbauten, die der Messebetrieb sonst nicht kennt. So wurden an den Traversen nicht nur Sicht- und akustische Raumtrennungen angebracht, sondern auch Ballfangnetze. In den Messeböden wurden insgesamt 256 Bodenanker installiert, um die Stahlseile zur Sicherung der Turngeräte zu spannen. Neben Bodenbelägen wie Teppich und PVC wurden für die sportartspezifischen Böden großflächig Unterböden verlegt, beispielsweise Schwingböden mit federnder Struktur und stoßdämpfender Wirkung.

Einer von insgesamt 256 Bodenankern in den Böden der Messehallen, um die Sportgeräte sicher aufzustellen
Foto: Leipziger Messe

Eine weitere Herausforderung gab es aufgrund der langen Aufbauzeit: die Parallelität zu anderen Veranstaltungen. Der komplexe Aufbau für Turnfest und Turn-EM musste mit allen anderen Messen, Kongressen und Business Events auf dem Gelände eingetaktet werden. Nur wenige Stunden lagen beispielsweise zwischen dem Abbau der therapie LEIPZIG in HALLE:EINS und dem Aufbaubeginn für die Turn-EM. In Halle 5 waren die Rauchgasabzüge der WORLD OF FIREPLACES noch installiert, als schon die Bodenarbeiten fürs Turnfest begannen.

Eindrücke Gregor Baumert,
Team Event bei FAIRNET

Als Projektmanager war ich an der Planung der Turnflächen und technischen Anforderungen auf dem gesamten Messegelände beteiligt. Jede Sportfläche hatte ihre eigenen Herausforderungen – von speziellen Bodenaufbauten bis hin zu großen Tribünenlösungen. Während des Turnfestes war ich Venue Manager für die Hallen 3 und 5 – zwei zentrale Austragungsorte, in denen unzählige Wettkämpfe stattfanden. Ein besonderes Highlight: die Turnfest-Arena mit der Rhönrad-Weltmeisterschaft. Ich bin stolz, Teil eines Teams gewesen zu sein, das dafür gesorgt hat, dass tausende Sportlerinnen und Sportler unter optimalen Bedingungen ihre Leidenschaft leben und tolle Erinnerungen sammeln konnten.

Nicht zu vergessen: Um auch optimale Bedingungen für den Deutschen Ärztetag zu schaffen, wurde ein Viertel der Halle 2 optisch und akustisch abgetrennt und die Besucherströme sowie die Logistik von Anlieferungen, Auf- und Abbau separat koordiniert.

Deutscher Ärztetag 2025 auf der Leipziger Messe
Foto: Leipziger Messe

Einmal mit alles: Aus Messepark wird Festivalgelände

Und dann war da noch der Messepark. Die sonst nicht genutzte Open-Air-Fläche um den Hubschrauberlandeplatz auf dem Messegelände wurde zum Festivalgelände für bis zu 10.000 Besucher. Um eine verkehrssichere Fläche für den Aufbau von Bühne und Zelten zu schaffen, gab es im Vorfeld viel zu tun, angefangen bei der Bodenregulierung. Zudem wurde die gesamte Infrastruktur geschaffen – von Umzäunung und Schleusen über Bereiche für Gastronomie und Backstage bis hin zu Wasserversorgung und mobilen Toiletten. Ein großer Skyliner sorgt für eine Teilüberdachung der Fläche. Die Erhebung des Hubschrauberlandeplatzes wurde als natürliche Tribüne genutzt.

Aus dem Messepark wurde zum Turnfest ein Festivalgelände.
Foto: FAIRNET

Eindrücke von Luzie Edlich,
Team Event bei FAIRNET

Ich hatte die Projektleitung für den Messepark und habe mich um die komplette Realisierung der Fläche gekümmert – von Bühnenbau über die Technik und Umsetzung des Turnfest-Programms bis hin zu Toilettencontainern und allen notwendigen Versorgungsanschlüssen. Die größte Herausforderung: Der Messepark ist bislang nicht als Veranstaltungsfläche vorgesehen und es war erst die zweite Nutzung für eine Veranstaltung seit Eröffnung des Messegeländes. In dieser Variante wurde der Messepark sogar zum allerersten Mal genutzt. Es gab also wenig bis gar keine Erfahrungen mit dieser Fläche und einige Herausforderungen, bis es schließlich losgehen konnte. Mein Highlight: die Tuju-Party am Donnerstagabend. Es war schon sehr besonders, die Fläche in ihrer ganzen Gestaltung im Dunklen mit so vielen glücklichen Menschen zu erleben.

Rundum-Service – auch im Hintergrund

Wenn vom gesamten Messegelände die Rede ist, sind übrigens nicht nur Hallen und Freiflächen gemeint. Das Turnfest-Team hat auch im Messehaus zahlreiche Räume genutzt – etwa für das Akkreditierungszentrum, die Sicherheitszentrale, das Teilnehmenden-Management und das Fundbüro. Der Presseclub wurde zum Medienzentrum. In den Konferenzräumen gab es Workshops und Seminare. Darüber hinaus hat sich fairgourmet um die gesamte Verpflegung auf dem Messegelände gekümmert, in den Hallen genauso wie bei den Partys im Messepark. Hinzu kam technische Unterstützung im Hintergrund, damit beispielsweise alle Ticketinhaber problemlos aufs Messegelände gelangen konnten. Stichworte: Verkehrsmanagement und Eintrittsmanagement. 

Die Glashalle war der zentrale Eingang zum Turnfest auf dem Messegelände.
Foto: Leipziger Messe

Eine Aufgabe für die gesamte Unternehmensgruppe

Wenn Simone Dietz und Katja Kuhl von Leipziger Messe Gastveranstaltungen von einer besonderen Komplexität sprechen, sei auch erwähnt, dass die beiden schon das Turnfest 2002 auf der Leipziger Messe erlebt haben. Auch damals waren alle Hallen in Nutzung. „Aber damals war es ein reiner Mietvertrag und der Veranstalter hat sich um sämtliche Services und technische Dienstleistungen selbst gekümmert. Dieses Mal hat die Leipziger Messe Unternehmensgruppe auch die gesamte Geländeausstattung und Nebenleistungen übernommen und ihr gesamtes Serviceportfolio zum Erfolg der Veranstaltungen beigetragen“, erzählt Simone Dietz. Neben Leipziger Messe Gastveranstaltungen und FAIRNET war bei dem Event auch die ganze Bandbreite der fairgourmet gefragt und die Gastronomiespezialisten sorgten auf dem gesamten Messegelände für eine abwechslungsreiche Versorgung bis hin zu festivaltauglichen Angeboten im Messepark.

Detlef Knaack, Prokurist fairgourmet

Turn-EM, Turnfest, Deutscher Ärztetag, Turnfestakademie, parallel und an vielen Standorten – das war für uns eine besondere Herausforderung, natürlich auch logistisch. Allein bei der Turn-EM in HALLE:EINS haben wir neben den Getränke- und Speisenangeboten für Besucher auch die gesamte Versorgung der Sportler, des Organisationsteams und der VIPs übernommen. Auf dem Messegelände gab es an allen Veranstaltungstagen rund 30 Stände mit unterschiedlichen Angeboten, dazu kamen Mittagsangebote und die Versorgung von Schiedsrichtern, Trainern, VIPs et cetera. Besonderer Aufwand war mit dem Messepark verbunden, ein Highlight hier: die Tuju-Party mit vielen Tausend Besuchern an einem Abend. 

Einer von vielen Einsatzorten der fairgourmet während des Turnfestes
Foto: Leipziger Messe

Turnfest-Akademie in der KONGRESSHALLE

Apropos KONGRESSHALLE am Zoo Leipzig: Ja, noch eine weitere Location der Leipziger Messe war in das Großevent involviert. Und auch hier gab es ein Kontrastprogramm zu den sonst stattfindenden Kongressen und Ausstellungen. Gewissermaßen hieß es: Sport in Tagungsräumen.

Sport, wo sonst getagt wird: Turnfest-Akademie im Weißen Saal der KONGRESSHALLE
Foto: Leipziger Messe

Karoline Specht,
Projektmanagerin KONGRESSHALLE

Zehn intensive, aber großartige Tage und ein echtes Highlight für uns – das war die Turnfest-Akademie zum Internationalen Deutschen Turnfest in der KONGRESSHALLE. Auf dem Programm standen mehr als 400 Workshops und Vorträge in Bereichen wie Fitness, Neuroathletik, Kinderturnen und Vereinsmanagement – verbunden mit vielfältigen Aufgaben für mich, darunter die Abstimmung mit Technik, Catering, Reinigung, Bewachung und die Bestuhlung, die Planung der Saalausstattung und die enge Zusammenarbeit mit dem Organisationsteam. Eine knifflige Herausforderung: Unsere Säle für die vielen Sportgeräte und Teilnehmenden freizubekommen – in einem denkmalgeschützten Haus ohne eigene Lagerflächen gar nicht so leicht. Also hieß es: kreativ werden und Mobiliar auslagern. Auch die engen Zeitfenster zwischen Vor- und Nachveranstaltungen erforderten viel Absprache und einen kühlen Kopf. Umso schöner war es, dass nach dem dreitägigen Aufbau während der fünf Akademie-Tage alles reibungslos lief und wir durchweg positives Feedback von Gästen, Referierenden und dem Orga-Team bekommen haben. Das macht mich richtig stolz. Denn so ein Event steht und fällt mit dem Team und das Zusammenspiel aller Beteiligten war einfach stark. Die Turnfest-Akademie hat mir einmal mehr gezeigt, wie wandelbar und besonders die KONGRESSHALLE ist: mit ihrer Jugendstil-Architektur, den flexiblen Räumen und einem Team, das auch in stressigen Phasen zusammenhält.

Impressionen

Mirko Kunze bezeichnet sich als Generalist. Eine überraschende Aussage von einem Elektromeister – zumindest für all jene, die froh sind, das verletzungsfreie Anschließen einer Lampe ohne YouTube-Tutorial zu ihrer Allgemeinbildung zählen zu können. Doch im Gespräch wird schnell klar, was er meint. Von der simplen Verteilersteckdose am Schreibtisch über die Schaltanlagen in den Hallen bis hin zur gigantischen Netzersatzanlage in den Technikräumen unterhalb des Messehauses muss er den Überblick über all das auf dem Messegelände behalten, durch das Strom fließt. Mitzudenken, wann ein Gerät oder eine Anlage überholt oder gar ersetzt werden muss, gehört auch dazu.

Elektromeister Mirko Kunze auf beständiger Suche nach nachhaltigen Lösungen für das eigene Haus. Foto: Leipziger Messe

Direkt vom Aussteller zum Einsatzort

Wie gut, dass es mit der efa:ON und der netze:ON ein Messedoppel auf der Leipziger Messe gibt, bei dem Mirko Kunze sich ohne Umwege zu neuen Produkten und Anbietern informieren kann. Doch wird er auf „der efa“, wie sie im Haus genannt wird, auch fündig? „Elektrizität steckt so gut wie überall drin, und auf der efa finden sich Lösungen für alle möglichen Bereiche, mit denen auch wir hier zu tun haben“, so Generalist Kunze. Gefragt, welche Projekte er und seine Kollegen mit Hilfe der efa:ON und netze:ON schon umsetzen konnten, beginnt er zu erzählen.

 

Da sind zum Beispiel die USV-Anlagen des efa:ON-Ausstellers Riello – unterbrechungsfreie Stromversorgungsanlagen, die sich inzwischen auf dem Gelände der Leipziger Messe wiederfinden. Mit ihnen wird im Falle eines Stromausfalls die weitere Versorgung mit Elektrizität sichergestellt – unterbrechungsfrei eben. Die batteriebetriebenen Anlagen versorgen die notwendige Beleuchtung, Entlüftung, Hubtorsteuerung und den Betrieb der elektroakustischen Anlage, sodass auch Hallendurchsagen weiterhin möglich sind. Innerhalb weniger Minuten läuft die Netzersatzanlage an und übernimmt den Job von den USV-Anlagen. Doch es sind gerade diese ersten Minuten, die entscheidend sein können.

 

Großes Einsparpotenzial auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit bietet die Beleuchtung. Die Leipziger Messe ist hier mittendrin im Umrüstungsprozess. Angefangen bei den Restaurants und den Fluren über den derzeitigen Austausch der Außenbeleuchtung ist das eines der größten Projekte für Kunze und das gesamte Betriebsmanagement. Als nächstes stehen die Halle 1, das CCL-Logo und das Doppel-M – das Logo der Leipziger Messe am Messeturm an. Die efa:ON bietet alle zwei Jahre immer wieder neue Möglichkeiten, die den Weg hin zur vollständigen LED-Beleuchtung erleichtern. Denn eine Lampe muss oftmals nur LED-fähig gemacht und gar nicht ausgetauscht werden. Für die Beleuchtung in den Restaurants fand sich etwa ein einfacher Adapter-Ring. Ganz im Sinne der Nachhaltigkeit – denn wenn sich so eine Lösung findet, dann müssen unter anderem keine Kabel neu verlegt werden.

Jede Menge Inspiration für moderne Beleuchtung auf der efa:ON

Elektromobilität auf dem Vormarsch: Ladesäulen, Wallboxen und mehr

Schon seit 2012 existieren Ladesäulen für Elektroautos auf den Parkplätzen an Messehaus und Congress Center Leipzig (CCL) – ein Projekt, auf das Kunze besonders stolz ist. efa:ON und netze:ON trugen maßgeblich dazu bei, dass die Leipziger Messe gemeinsam mit der Stadt Leipzig und der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK) das Projekt umsetzen und so einen Beitrag zur Elektromobilität leisten konnte. Auch die Fahrzeugflotte des Unternehmens aus E- und hybriden Fahrzeugen profitiert von efa:ON und netze:ON. So werden heute an der Entsorgungsinsel der Messehalle 1 Wallboxen – elektrische Ladestationen – von ABL Sursum betrieben.

E-Ladesäule auf dem Parkplatz der Leipziger Messe

Bietet das Messedoppel noch weitere Möglichkeiten als die der beständigen Modernisierung des Messegeländes für Kunze und sein Team? Unter anderem ist es der fachliche und kollegiale Austausch, der Mirko Kunze einfällt. Er erinnert sich an einen Rundgang mit 60 Elektromeistern aus der Region, den er mit begleitet hat. Die Heizungsanlage, die PV-Anlagen, der kilometerlange Ringkanal unterhalb der Messehallen und die Netzersatzanlage sorgten offenbar für Erstaunen. Denn auch ein Elektromeister sieht eine Netzersatzanlage in den Dimensionen, wie sie die Leipziger Messe vorweisen kann, nicht alle Tage. Wobei Kunze einschränkt: „In einem Krankenhaus sind die noch viel größer!“

Grenzen der Erneuerbarkeit

Die Netzersatzanlage, bestehend aus Dieselmotoren und drei Generatoren, ist übrigens eines der Systeme, das auf lange Sicht wohl noch auf fossile Rohstoffe angewiesen sein wird – und damit eines derjenigen, die wohl erst in ferner Zukunft auf der efa:ON und netze:ON auftauchen werden. Eine nachhaltige Versorgung über erneuerbare Energien oder wenigstens Gas ist im Ernstfall nicht umsetzbar. „Wir müssen garantieren können, dass das System autark agieren kann“, meint Kunze, „denn im Notfall muss Elektrizität für ein reibungsloses Entfluchten der Hallen sorgen.“ Die Heizöltanks mit einem Fassungsvermögen von 29.000 Litern können im Volllastbetrieb ganze 48 Stunden für die Stromversorgung der Leipziger Messe garantieren.

Und doch ist Kunze zuversichtlich, dass er auch in diesem Jahr fündig wird auf efa:ON, Fachmesse für Elektro-, Gebäude- und Lichttechnik, und netze:ON, Fachmesse für Energietechnik, Verteil- und Breitbandnetze. „Die efa:ON ist und bleibt das Nonplusultra“, sagt er. Für welches Projekt er zur nächsten Laufzeit vom 23. bis 25. September 2025 Ausschau halten wird, kann er noch nicht genau sagen, vielleicht eine neue Mittelspannungsschaltanlage mit 20 kV. Aber: Das Messegelände ist 29 Jahre alt. Dass sich neue Lösungen für bestehende Wehwehchen finden werden, ist gewiss.


P.S. Bei der Leipziger Messe ist derzeit eine Stelle als Elektrotechniker (m/w/d) zur Verstärkung der Abteilung Betriebsmanagement ausgeschrieben.

Eine zentrale Stelle für nachhaltige Veränderungen bei der Leipziger Messe

Für Michel Ghattas-Kämpfner verbindet sein neuer Job als Nachhaltigkeitsmanager der Leipziger Messe Beruf und Überzeugung. Bereits während seines Studiums hat er seinen Fokus auf Nachhaltigkeit gelegt. Im Masterstudiengang hat er Nachhaltige Unternehmensführung studiert. „Ich wusste schon früh, dass ich mit meiner Arbeit einen Unterschied machen will. Und da ich mich schon lange für die ökologischen und sozialen Aspekte der Wirtschaft interessiere, war der Beruf des Nachhaltigkeitsmanagers wie geschaffen für mich.“ Der 30-Jährige weiß, dass nachhaltige Veränderungen in einem Unternehmen wie der Leipziger Messe nur zusammen mit allen Mitarbeitern funktionieren kann. „Da renne ich hier gewissermaßen offene Türen ein, denn die Kolleginnen und Kollegen wissen, wie wichtig es ist, dieses Thema langfristig zu denken und unterstützen mich nach Leibeskräften“, sagt Michel Ghattas-Kämpfner.

Das Verwaltungsgebäude der Leipziger Messe. Hier hat auch der Nachhaltigkeitsmanager seinen Arbeitsplatz.

Teamwork und neue Ideen für Ressourcenschonung auf dem Weg zur Klimaneutralität

Und was bedeutet das konkret? „Ich verstehe mich in erster Linie als Koordinator und Impulsgeber für alle Nachhaltigkeitsprojekte der Leipziger Messe. Das, was die Unternehmensgruppe schon seit vielen Jahren im Bereich Nachhaltigkeit macht, systematisieren und standardisieren wir jetzt immer weiter.“ Hinzu kommen natürlich auch neue Projekte, mit denen die Nachhaltigkeit bei Veranstaltungen vorangetrieben wird. So geht es beispielsweise um die weitere Reduktion der Treibhausgasemissionen auf dem Weg zur Klimaneutralität, die Einführung einer Nachhaltigkeitspauschale und mehr Barrierefreiheit. Dabei arbeitet Michel Ghattas-Kämpfner mit zahlreichen Abteilungen der Unternehmensgruppe zusammen – beispielsweise den Kollegen der technischen Infrastruktur, des Energiemanagements und der Kommunikation. Außerdem ist er immer im engen Austausch mit der Geschäftsführung.

Auf dem Messegelände gibt es viele Ansatzpunkte für Nachhaltigkeit.

Unterwegs auf Messen und Konferenzen – wertvoller Input in Sachen Nachhaltigkeit

Michel Ghattas-Kämpfner ist in seinem Bereich immer auf der Suche nach Innovationen. „Auf der Gastmesse Solar Solutions hier auf der Leipziger Messe habe ich mich im Januar zu neuen Entwicklungen im Photovoltaik-Bereich beraten lassen. Denn langfristig ist es unser Ziel, noch mehr Solarstrom auf dem Messegelände selbst erzeugen zu können.“ Auf der Nachhaltigkeitskonferenz SECON, veranstaltet von den Branchenverbänden German Convention Bureau und EVVC, holte sich Ghattas-Kämpfner jede Menge Input zu nachhaltigen Ansätzen im Veranstaltungsgeschäft – vor allem zur sogenannten Twin Transformation, dem Zusammenspiel von Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Im Mai war er beim Forum Nachhaltigkeit des RKW Sachsen. Das tagte in der KONGRESSHALLE am Zoo Leipzig zum Thema „Green Events & Marketing – Nachhaltig beeindrucken statt grünfärben“ und gab Best-Practice-Beispiele für nachhaltige Eventplanung, umweltfreundliche Werbemittel, digitale Nachhaltigkeit und den Umgang mit Greenwashing-Fallen. Vom Austausch mit den Kollegen anderer Messeplätze profitiert Michel Ghattas-Kämpfner im Arbeitskreis Nachhaltigkeit beim Branchenverband AUMA. Spannende Anregungen bot außerdem das GreenTech Festival auf der Messe Berlin.

Freiwilliger Nachhaltigkeitsbericht: Transparenz, Vergleichbarkeit und Wettbewerbsvorteil

Die gesetzlichen Vorgaben für die Berichterstattung zum Thema Nachhaltigkeit ändern sich derzeit sehr schnell. Bis vor Kurzem stand noch eine Berichtspflicht für alle Unternehmen im Raum. Momentan sieht es so aus, als wäre der Nachhaltigkeitsbericht für Unternehmen wie die Leipziger Messe eher freiwillig. Das heißt aber nicht, dass das Thema für die Messegesellschaft damit vom Tisch ist. Im Moment prüft sie, ob und mit welchen Maßstäben in absehbarer Zeit ein freiwilliger Bericht entstehen kann, der sich auf wesentliche Aspekte und Maßnahmen konzentriert und die nachhaltigen Bemühungen transparent macht.

Vorteile eines freiwilligen Berichts:

  • Die freiwillige Berichterstattung erfordert weniger Schreibtischarbeit, da es weniger um das Erfüllen starrer Vorgaben geht. So bleibt mehr Raum für die tatsächliche Umsetzung von nachhaltigen Maßnahmen.
  • Die komplexe Struktur für das Datenmanagement wird trotzdem aufgebaut und die Datenerfassung automatisiert, um langfristig Vergleichbarkeit zu schaffen. So lassen sich Verbesserungen klar nachvollziehen.
  • Immer mehr Veranstalter – vor allem im Kongressbereich, aber auch zunehmend bei Messen und Events – legen Wert auf Nachhaltigkeit und wünschen sich auf der Suche nach ihrer nächsten Location konkrete Nachweise. Diese Anforderungen sind kein Problem für die Messegesellschaft.

Hintergrund

Die Leipziger Messe arbeitet schon mehrere Jahre auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit. Bereits seit 2009 ist das Unternehmen Green-Globe-zertifiziert und punktet in der Veranstaltungswirtschaft nachweislich mit dem Thema.

Was sowohl für Green Globe als auch für den Nachhaltigkeitsbericht eine Rolle spielen wird, sind beispielsweise folgende Maßnahmen: 

Wissenswertes und News zum Thema Nachhaltigkeit der Leipziger Messe gibt es hier.

Hinter jedem Prozess, der Fingerspitzengefühl benötigt, braucht es eine Koordinatorin, für die Diplomatie und innere Ruhe keine Fremdworte sind. Der lang geplante Relaunch der Logos und der Erscheinungsbilder der Leipziger Buchmesse, der Manga Comic Con sowie von Leipzig liest und dem Preis der Leipziger Buchmesse war ein solcher Prozess. Den Job der Koordinatorin hat Wiebke Weber übernommen. Eine Aufgabe mit viel Verantwortung. Begegnet das Logo doch in Leipzig und dem Bundesgebiet Millionen von Menschen – auf Plakaten, Social-Media-Kanälen, in Medienberichten und auf Stickern.

 

Inzwischen ist der Prozess abgeschlossen und Weber freut sich: Die Balance zwischen der Kontinuität des altbekannten Logos und der notwendigen Neuentwicklung ist gelungen. Damit wird ihre Arbeit als Marketingmanagerin der beiden Messen künftig etwas einfacher zu bewältigen sein: „Das Logo ist nun gut auf allen Hintergründen platzierbar, auch auf Fotos. Das macht die Arbeit um ein Vielfaches leichter.“

Visuell wächst zusammen, was schon lang zusammengehört

Über den rein pragmatischen Aspekt hinaus ist es die Harmonie, die zwischen den Logos und Erscheinungsbildern der Buchmesse-Familie besticht. Denn jede Untermarke erhält nun eine eigene Hauptfarbe. Lebendig kontrastiert Zitronengelb im Hintergrund beim schwarz-weißen Logo der Leipziger Buchmesse und beim Preis der Leipziger Buchmesse. Veilchenblau übernimmt diese Aufgabe bei Leipzig liest. Koralle lässt die leidenschaftliche Schwester der Buchmesse – die Manga Comic Con – in neuem Licht erstrahlen.

Allseits bekannte Elemente – aber in modern

Die Entwürfe für „die Neuen“ kamen von der Agentur Ballhaus West aus Berlin. Auch sie orientierte sich an dem traditionsreichen Logo. Das große Auge, das Buch sowie – hier variiert interessanterweise die Bezeichnung je nach Betrachterin – die Zacken, Wimpern, Haare oder Krone – stehen weiterhin für die beliebten Messen. Diese drei Elemente schuf der Leipziger Designer Tom Unverzagt im Jahr 1994 ursprünglich für ‚Leipzig liest‘. „Es wäre ein großer Verlust gewesen, den Wiedererkennungswert einer solch starken Marke aufzugeben“, sagt Weber. „Allerdings haben wir uns getraut, die allseits bekannten Elemente stark zu modernisieren. So sind beispielsweise die Konturen entfallen.“ Damit herrscht zwar einerseits größere Einheitlichkeit zwischen den verschiedenen Logos der Buchmesse-Submarken. Jedoch sind überall Variationen zu beobachten. Und tatsächlich, einmal schaut beispielsweise das Auge ins Buch, dem Betrachter aufgeweckt entgegen oder hat – ganz mangamäßig – eine fantasievoll gestaltete Pupille.

Ein Teil nach dem anderen – so vollendet Wiebke Weber den Prozess um den Relaunch der Logos um die Buchmesse

Für die Neugestaltung des Logos wie des gesamten Erscheinungsbildes haben sich Wiebke Weber und das Team übrigens die Perspektive von Besucherinnen und Besuchern eingeholt. „Wir wollten unsere Selbst- und Fremdwahrnehmung abgleichen. Dafür haben die Kolleginnen und Kollegen aus der Marktforschung im Frühjahr 2024 Interviews in sogenannten Fokusgruppen durchgeführt“, so Weber. Das heißt, kleine, moderierte Gruppen aus Ausstellern und Besuchern besprachen gemeinsam ihre Wahrnehmung der Leipziger Buchmesse und der drei weiteren Marken.

Verantwortung, Erfahrung und Kreativität – der Job der Marketingmanagerin

Alles in allem war es ein aufwändiger Prozess, den die Marketingmanagerin gemeinsam mit ihren Team-Kolleginnen und -Kollegen da gestemmt hat. Denn ein solch großer Relaunch ist am Ende natürlich auch ein Teamsport, an dem viele mitwirken. Weber koordinierte den gesamten Prozess – neben ihren regulären Tätigkeiten für die Leipziger Buchmesse. Im Gespann mit ihrem Kollegen Felix Wisotzki, verantwortlich für die PR, und Kollegin Maike Henkel, Online-Managerin der Leipziger Buchmesse, entwickelt sie die Kommunikationsstrategie, plant die Aktivitäten, führt sie durch und stimmt sich beständig mit externen Dienstleistern und Grafikagenturen ab. Darüber hinaus plant Weber, wo Werbung geschaltet werden soll oder erstellt Werbemittel wie Poster, Flyer oder Sticker. Mit ihrem Organisationstalent hinterlässt sie dabei ganz eigene Spuren in der Welt der Leipziger Buchmesse. An ihr liegt es, Ideen zu entwickeln und im Zweifel – kraft ihrer Kompetenz – an den entscheidenden Stellen Überzeugungsarbeit zu leisten.

 

Auch das eine oder andere Give-away ist auf Weber zurückzuführen – zum Beispiel die schützenden Buchbeutel, die sie für die Buchmesse 2025 entwerfen ließ. Oder die Lesesocken. Lesesocken? Was soll das sein? „Na Socken. Aber zum Lesen. Ganz klar. Ist halt mein Begriff“, antwortet sie und lächelt schelmisch. Eine weitere wichtige Aufgabe ist es, über das Budget – oder wie Weber es nennt, die Schatztruhe – der gesamten Kommunikation zur Buchmesse und Manga Comic Con zu wachen. Verantwortung – auch dieser Begriff ist kein Fremdwort für sie.

Ein Logo im Wandel der Zeit – von den 1990ern bis heute

Befürchtungen? Nicht nach einem solch intensiven Prozess

Auch in den kommenden Wochen wird ihr diese Einstellung helfen. Denn am Ende werden Hunderttausende Fans der Leipziger Buchmesse über das neue Erscheinungsbild befinden. Befürchtet Weber, dass ihr nach dem offiziellen Relaunch die konservativen Anhänger der Leipziger Buchmesse aufs Dach steigen werden? Ist das nicht auch ein ganz schöner Druck? Bei solchen Fragen bleibt Wiebke ganz entspannt und lächelt erneut. „Ich habe mit Kolleginnen und Kollegen gesprochen, die schon seit Anfang der 2000er bei der Buchmesse arbeiten. Sie meinten zu mir, dass sie die Entwicklung wirklich gelungen finden.“ Die Reaktion überrascht nicht – ist es doch nicht nur die Harmonie der Erscheinungsbilder und Logos, die überzeugt hat, sondern auch der gesamte Prozess im Hintergrund.