Messe Magazin

Unterwegs im technischen Hirn der Leipziger Messe

Wie die Synapsen im Körper des Menschen steuern circa 40.000 Datenpunkte der Gebäudeleittechnik (GLT) die komplette Infrastruktur der Leipziger Messe. Ohne sie wären die Hallen und Gebäude nur dunkle und kalte Hüllen. Abteilungsleiter René Leuckert führt durch diese komplexe Welt und erklärt, was ein Ringkanal ist und weshalb eigentlich Rauch aus dem Messeturm steigt.

Inhaltsverzeichnis

Kerstin Stelzer, Sekretärin und die gute Seele der Gebäudeleittechnik empfängt uns und bietet Kaffee an. Zwei Servicetechniker beißen am großen Tisch des offenen Pausenplatzes gerade genüsslich in ihre Frühstücksbrote. Männer in Arbeitsanzügen wuseln geschäftig umher. Blaue Helme liegen griffbereit auf dem Schrank neben der Eingangstür. Die Zentrale der Gebäudeleittechnik ist ein hoher heller Raum mit durchgehenden Fensterfronten an drei Seiten. An der Stirnseite stehen große Schalttafeln. Sie zeigen die Umrisse des Messegeländes, Steuerungsprozesse und Live-Bilder zahlreicher Kameras. Überall blinkt und leuchtet es. Vor den Schalttafeln sitzen zwei Mitarbeiter vor einer Reihe Monitore, die im Halbkreis angeordnet sind.
Blick in die Zentrale der Gebäudeleittechnik auf der Leipziger Messe.
Foto: Leipziger Messe

Der Ringkanal: Hauptschlagader der Leipziger Messe

Auftritt René Leuckert. Begrüßung, Hände schütteln. „Hier in der Zentrale sind wir für die Überwachung und Steuerung der Gebäudetechnik mit circa 40.000 Datenpunkten verantwortlich“, erklärt der Abteilungsleiter. „Dazu gehören alle Prozesse und Systeme, die mit Wärme, Kälte, Beleuchtung und Sicherheit zu tun haben.“ Leuckert zeigt auf dem Plan auf einen grau schraffierten Kanal, der sich über das gesamte Gelände schlängelt. „Das ist der unterirdische Ringkanal – die sieben Kilometer lange Hauptschlagader der Gebäudetechnik.“ Hier liegen alle Medien, wie Wasser- und Heizrohre oder Strom- und Datenkabel. „Das ist schon eine eigene Welt. Wenn ich da hinabsteige, weiß ich selbst nach fast vier Jahren manchmal nicht ganz genau, wo ich wieder herauskomme.“

Heat me up: Wo kommt die Energie her?

Unter dem Fahnenplatz vor dem Hauptgebäude stehen die Heizkessel und zwei Blockheizkraftwerke. Aus Erdgas erzeugen sie Wärme und Strom. Der Messeturm ist ihr Schornstein. „Wenn wir das heute nochmal planen könnten, würden wir eher auf eine dezentrale Versorgung setzen. Im Ringkanal geht schon verhältnismäßig viel Energie verloren. Als 1996 die GLT installiert wurde, war das aber die allerneueste Technik.“

 

Die Photovoltaik-Anlagen auf den Dächern des Handwerkerzentrums und des Messehauses liefern zusätzlich 15 Prozent des bisher zugekauften Strombedarfs. „Die Dächer der Messehallen können wir allerdings nicht mit PV-Anlagen belasten, weil wir sonst die Hängepunkte der Hallendecken nicht mehr optimal nutzen können.“ Heißt: In den Hallen könnte weniger von den Decken abgehangen werden. In Zukunft könnten innovative leichtere Produkte dieses Problem lösen.

Im Falle eines Feuers

Plötzlich erklingt ein Alarm an einem der Bildschirme. René Leuckert bleibt cool und erklärt: „Die Servicetechniker warten gerade die Brandmelder. Da kommt es hin und wieder zu solchen Störungsmeldungen.“ Mehr als 3.000 Brandmelder gibt es auf dem gesamten Gelände. Alle Hallen und viele Nebenräume sind zusätzlich mit Sprinklern ausgestattet. Das Wasserreservoir und die Pumpen dafür stehen im Keller des CCL, des Congress Center Leipzig. Wenn es brennt, erhält die Feuerwehrleitstelle in Großzschocher automatisch einen Alarm.

Das Gelände der Leipziger Messe im Überblick.
Foto: Leipziger Messe

Vogelperspektive Veranstaltung

Bei einer Veranstaltung sind die Männer der Gebäudeleittechnik besonders wachsam. Sie reagieren sofort, wenn beispielsweise ein Alarm in den Aufzügen oder den Behinderten-WCs ausgelöst wird. Außerdem steuern sie die Temperatur in den Hallen und, was besonders schwierig ist, in der großen Glashalle. Leuckert erinnert sich: „Vor einiger Zeit hat dort Florian Silbereisen im Sommer eine Schlagerveranstaltung gemacht. Da waren trotz Lüftung über 40 Grad unter dem Dach der Glashalle.“ Die Mitarbeiter der GLT leiten in Absprache mit den Messe-Veranstaltungsleitern auch Besucherströme. „Einmal war die Halle 1 zur Buchmesse viel zu voll. In so einem Fall schließen wir Kassen und sperren bestimmte Bereiche so lange, bis sich die Menschenmassen verteilt haben.“

Nachts auf der Messe

In Zeiten, in denen keine Veranstaltungen stattfinden, ist die Zentrale von 6 bis 20 Uhr besetzt. Nachts verteilt die Wache Süd ankommende Notfallmeldungen und klingelt im schlimmsten Fall die Bereitschaft aus dem Bett oder informiert, je nach Schaden, direkt die zuständige Havarie-Stelle.

Worst Case Stromausfall?

„Stromausfall ist bei uns kein Worst Case-Szenario. Wir haben im Falle eines Stromausfalls genügend Batteriepuffer, um alle sicherheitsrelevanten Anlagen für mindestens drei Minuten nahtlos weiter zu versorgen“, erklärt René Leuckert gelassen. Danach springt das Notstrom-System an. Das besteht aus drei riesigen Dieselaggregaten mit jeweils 1 MW Leistung.

Bewerbung als Gebäudeleittechniker möglich

René Leuckert arbeitet seit 2020 in der GLT. Zusammen mit sieben Kollegen und Kerstin Stelzer im Büro halten Sie die Technik 24/7 am Laufen. Die meisten Mitarbeiter im „technischen Ring“ der Zentrale haben eine handwerkliche Ausbildung, beispielsweise als Steuerungstechniker, Elektriker oder Heizungsmonteur. Leuckert selbst ist Ingenieur, hat an der HTWK Leipzig Maschinenbau studiert und sich später bei einem Mittelständler für die Gebäudetechnik qualifiziert. „Einige der Kollegen stehen kurz vor der Rente. Da brauchen wir in absehbarer Zeit neue Leute.“ Qualifiziert dafür sind vor allem Menschen mit einer technischen Ausbildung, im besten Fall sogar mit Erfahrung in der GLT.

Foto: Leipziger Messe

Neue Software

Wie wird sich die GLT der Leipziger Messe in den nächsten Jahren verändern? Leuckert holt aus: „Wir werden in absehbarer Zeit eine komplett neue Software einführen. Die alte basiert noch auf Unix. Da geht uns bald die Hardware aus. Die Umstellung dauert bei 40.000 Datenpunkten und über 1.000 Bediengrafiken aber eine ganze Weile.“ Der Auftrag wird an einen externen Dienstleister vergeben. Er tauscht dann auch die 232 Controller im Gelände und installiert ein webbasiertes System im geschützten und bestehenden IT-Netz der Leipziger Messe. „Natürlich wäre es einfacher, in der Gebäudeleittechnik eines komplett neuen Systems zu arbeiten. Aber ich mag auch die Herausforderungen, denen wir uns hier jeden Tag stellen müssen“, sagt er und jagt schon wieder zum nächsten Termin in irgendeiner Halle auf dem riesigen Gelände der Leipziger Messe.

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