Ausnahmezustand CAGGTUS
Während auf jeder anderen Messe maximal 600 Geräte im lokalen Netzwerk (LAN) angemeldet werden, sind es auf der CAGGTUS unglaubliche 2.000. Bei der Vorbereitung arbeitet die Leipziger Messe deshalb mit dem Berufsförderungswerk (BFW) Leipzig zusammen. Bis zu 50 IT-Umschüler des BFW lernen hier sozusagen am lebenden Netzwerk. Zusammen mit dem Dienstleister der Leipziger Messe verlegen sie allein 54 Kilometer Kabel und stellen und verkabeln bis zu 50 Switches. Sie sichern auch den sogenannten First-Level-Support, sind also die Ersten, die bei technischen Problemen vor Ort zur Stelle sind. Falls das nicht ausreicht, stärken ihnen die IT-Mitarbeiter rings um Abteilungsleiter Sebastian Kober den Rücken.
Erste Erfahrungen mit jeder Menge Gaming-Power konnte die IT-Abteilung der Leipziger Messe schon zwischen 2002 und 2008 sammeln. „In den Jahren der Games Convention haben wir viel dazugelernt. Damals mussten wir uns aber vor allem vor den Sicherheitslücken der Aussteller schützen“, lacht Kober und ergänzt: „Vor meiner zweiten DreamHack 2019 hatten wir uns entschlossen, nur noch auf eigene LAN-Systeme zu setzen. Wir haben inhouse genügend Know-how, um das abdecken zu können. Diesen Schritt haben wir nie bereut.“
Die IT der Leipziger Messe
Die Informationstechnik der Leipziger Messe ist in zwei Abteilungen organisiert: Hard- und Software. Sebastian Kober leitet die Hardware-Abteilung mit ihren 14 Mitarbeitern. „Unser Team ist bunt gemischt. Dazu gehören ehemalige Elektriker, Informatiker und im Moment ein BA-Student“, zählt der 40-Jährige auf. Seine Abteilung kümmert sich einerseits um die Ausstattung der hausinternen IT bis hin zum Betriebssystem der Mitarbeiter. Das umfasst auch die Betreuung des Ticketshops der Leipziger Messe. „Die existierenden Ticket-Shops waren uns damals zu teuer und nicht spezifisch genug. Da haben wir selbst einen entwickelt. Mittlerweile werden unsere Systeme auch von Bundesligist Eintracht Frankfurt genutzt“, erzählt Kober. Aktuell kümmern sich drei Kollegen aus der Abteilung ausschließlich um diese Infrastruktur.
Andererseits organisiert Sebastian Kobers Abteilung die Versorgung während der Messen. Dafür stehen dem Team in zwei Rechenzentren in Halle 2 und 5 je drei 19-Zoll-Racks zur Verfügung. Jedes Rack besteht aus 40 Höheneinheiten – ein üblicher Server darin belegt eine Höheneinheit und enthält 1,5 Terabyte RAM. Die Daten in beiden Zentren werden aktiv gespiegelt und zusätzlich in einem Backup-Zentrum in der Verwaltung gesichert. Auf dem gesamten Gelände arbeitet die IT mit 25 physischen und 450 virtuellen Servern, 275 Switches und 500 WLAN-Access-Points. Das Netzwerk verbindet die über 700 Windows-PCs und circa 3.500 Geräte im gesamten Netzwerk. Während einer Messe sind das natürlich noch deutlich mehr.
Die Krise als Chance
Sebastian Kober und sein Team haben den ersten Lockdown 2020 genutzt, um das komplette System auf ein sogenanntes Software-defined Networking (SDN) umzustellen. Das hat die Netzwerkverwaltung der Leipziger Messe revolutioniert und Prozesse, die bisher von Hand erledigt werden mussten, automatisiert. „Im laufenden Betrieb wäre eine solche Umstellung nur schwer möglich gewesen. Das klingt paradox, aber für uns kam der Lockdown damals genau zur rechten Zeit.“
IT für Aussteller
Bei der Anmeldung zu einer Messe legen die Aussteller im Online-Shop der Leipziger Messe fest, welche Geräte sie an ihrem Stand nutzen wollen. Der Dienstleister bereitet dann rechtzeitig die jeweiligen Anschlüsse vor und Sebastian Kober und sein Team stellen während der Messe den Support sicher.
IT-Recruiting
Auch die IT-Abteilung der Leipziger Messe ist immer auf der Suche nach guten Mitarbeitern. Seit diesem Jahr bildet sie wieder Azubis und Studenten der Berufsakademie aus. Sebastian Kober wirbt für den Job in seiner Abteilung: „Unsere IT deckt viele unterschiedliche Bereiche ab und der Job ist damit sehr abwechslungsreich. Wir gehören zu den wenigen Unternehmen in der Region, bei denen die Mitarbeiter mit 100-Gigabyte-Leitungen und modernster Technik arbeiten und ständig an innovativen Ideen mitentwickeln können.“