Das ABC der LMI
Betritt man das Büro der LMI, ein Tochterunternehmen der Leipziger Messe, ebenfalls auf dem Messegelände im Norden Leipzigs beheimatet, hat man in kürzester Zeit das Gefühl, bereits auf internationalem Boden zu sein. Denn von den sprachaffinen Mitarbeitern hört man hier nicht nur englisch, sondern auch französisch, italienisch, griechisch, spanisch und sogar chinesisch.
In den angeregten Unterhaltungen kommen außerdem zahlreiche Abkürzungen rund um Ministerien, Verbände und Vereine vor. Wer da nicht schnell ist, verliert den Überblick. „Wir haben eine Liste mit den wichtigsten Begriffen. Die geben wir neuen Mitarbeitern, damit sie uns von Beginn an verstehen.“ Für die LMI arbeiten neben Irene ca. zehn weitere Mitarbeiter unter der Gesamtleitung von Silvana Kürschner.
Das Unternehmen gliedert sich in die Bereiche Auslandsmessebeteiligungen, unter Leitung von Oliver Seifert, in dem auch Irene arbeitet und Eigenveranstaltungen im Ausland, unter Leitung von Ulrich Briese. Als Teil der Leipziger Messe Unternehmensgruppe entwickelt und organisiert die LMI einerseits allein oder in Kooperation eigene Messen im Ausland und platziert andererseits in Zusammenarbeit mit den unterschiedlichsten Verbänden und Institutionen deutsche Unternehmen auf Messen rund um den Globus.
Dabei arbeitet das Team der LMI mit internationalen Messeveranstaltern, deutschen Botschaften und Konsulaten, Architekten, Standbauunternehmen und anderen Dienstleistern, um schließlich eine erfolgreiche deutsche Beteiligung im Ausland zu realisieren. Die deutschen kleinen und mittelständigen Firmen profitieren hier vor allem von einer Rund-um-Betreuung seitens der LMI.
Alle Mitarbeiter der LMI sprechen unterschiedliche Sprachen und sind Generalisten. Einen Stand aufbauen auf Kuba, einen wohlhabenden Scheich begrüßen in Dubai oder an der Elfenbeinküste ein Gebüsch zur Toilette umfunktionieren – das alles gehörte schon zur Arbeit von Irene Weidemann. „Man muss mutig sein, aber nie arrogant“, weiß sie aus Erfahrung.
Ein bisschen weniger deutsch
Improvisationstalent ist wohl die wichtigste Eigenschaft, die in ihrem Job nötig ist. Irene hat in Magdeburg Medienmanagement und in Chemnitz Medienkommunikation studiert. Durch ein Praktikum kam sie zur Leipziger Messe und ist geblieben. Doch was sie in Ausbildung und Studium gelernt hat, konnte sie kaum auf all die Aufgaben vorbereiten, die ihr Job heute mit sich bringt. Dabei ist stets eine ausgewogene Mischung aus Flexibilität und Einfallsreichtum gefragt.
„Mit 10 Jahren Berufserfahrung fühle ich mich angekommen und sicher bei dem, was ich tue. So schnell überrascht mich nichts mehr.“
Irene Weidemann, Projektmanagerin Leipziger Messe International
Vor allem hat Weidemann durch ihre internationale Arbeit viel über die Deutschen und ihre Fehlerkultur gelernt. In Deutschland seien die Menschen so streng wie sonst nirgends auf der Welt. Einmal erlebte sie es, dass sich ein riesiges Loch auf einem Messegang an der Elfenbeinküste auftat. Die Lösung: Man stellte einfach eine große Topfpflanze darauf und ging drumherum. „Bei uns wären wir mit Helm und Warnweste angerückt und hätten alles gesperrt“, so Weidemann lachend.
Deutscher Perfektionismus ist tatsächlich nicht überall der gängige Standard. Wo welche Wertvorstellungen geschätzt werden, wie ein Geschäftspartner in China lieber nicht kritisiert werden sollte, wo in Paris das beste Hotel zu finden ist oder ob für mehr Veranstaltungsfläche ein Maisfeld in Afrika gerodet werden muss: Irene Weidemann und ihr Team bleiben stets professionell, lösungsorientiert und wenn es sein muss auch mal unkonventionell.
Nächster Halt: Paris
In diesem Jahr freut sie sich besonders auf die JEC World in Paris im März. Das ist eine Messe für Verbundwerkstoffe, die beispielsweise in der Flugzeug- oder Automobilbranche Anwendung finden. Ob das ein bisschen dröge ist? „Nein, ganz und gar nicht. Durch meine Arbeit finde ich Zugang zu Themen, mit denen ich mich sonst nie beschäftigen würde.“ Diese Messe betreut Irene schon seit 2016 und arbeitet vor Ort zusammen mit Architekten, Messebauern, Hostessen und Dolmetschern. An Frankreich hat sie ohnehin vor langer Zeit ihr Herz verloren. Denn dort war sie bereits vor mehr als 15 Jahren als Au-pair zu Gast und spricht fließend Französisch.
Wenn Spannung entspannt
Nach einem langen Messetag im Ausland legt sie sich dennoch nicht sofort ins Hotelbett. Meistens trifft sie noch die Kollegen vor Ort, geht essen und lässt gemeinsam irgendwo auf dem Planeten den Tag ausklingen. Irene: „Im Ausland kommt man viel schneller zusammen und alle sind offen für neue Kontakte. Das kollegiale Miteinander mit Menschen auf der ganzen Welt macht die Freude an der Arbeit für mich aus.“
Wer einen Job, bei dem man ständig neue Menschen trifft, andere Sprachen spricht und für alles die Verantwortung trägt, dennoch beinahe als Erholung beschreibt, ist wohl genau richtig. Irgendwo unterwegs ist Irene Weidemann angekommen.