„In Chemnitz wird das Geld verdient, in Leipzig gehandelt und in Dresden verprasst.“ Diesen Spruch hört die Kulturbürgermeisterin von Chemnitz, Dagmar Ruscheinsky, nicht gern. Denn jede Stadt habe ihren eigenen Charakter, sowohl die Residenz- als auch die Handels- und die Industriestadt. Denn selbstverständlich gebe es in allen drei großen sächsischen Städten „Kultur, Arbeit und Glanz“.
Im Interview mit der Leipziger Messe zieht Ruscheinsky eine erste Zwischenbilanz zum bisherigen Jahr 2025 in Chemnitz, dem Jahr der Europäischen Kulturhauptstadt. Denn Verbindungen zwischen den Leipziger Messen und Chemnitz – dem Tor zum Erzgebirge – finden sich in der Vergangenheit wie in der Gegenwart.
Kuxe – Leipziger Kapital ermöglicht tiefe Gruben
Anlässlich des Kulturhauptstadt- Jahres zeigt das Staatliche Museum für Archäologie Chemnitz (smac) noch bis 29. Juni 2025 die Ausstellung „Silberglanz und Kumpeltod“. Hier tauchen unter anderem die sogenannten „Kuxe“ auf. Kuxe sind Anteile, die ab dem 15. Jahrhundert für die Bergwerke im Erzgebirge erworben werden konnten. In Schneeberg fand sich 1471 das erste Silber, 1496 folgte Joachimsthal (das heutige Jáchymov in der böhmischen Schweiz) und zuletzt Marienberg im Jahr 1520. An all diesen Orten musste tief gegraben werden, um an das Silber, aber auch an weitere Rohstoffe wie Zinn, Nickel, Wismut oder Kobalt zu gelangen. Tiefer, als man es zuvor in den inzwischen um Freiberg versiegten Gruben gewöhnt war. Jedoch: je tiefer die Grube, desto mehr Kapital war nötig. Die Kuxe waren die Lösung, um Investoren zu gewinnen.
Von der Möglichkeit der Kuxe machten insbesondere Leipziger Kaufleute Gebrauch. Der Handel mit den Schätzen aus dem Erzgebirge – vor allem mit dem Silber – versprach hohe Gewinne. Doch wehe, eine zuvor vielversprechend erscheinende Ader führte bald in bloßen Stein. Dann wurden für die Leipziger Kaufleute sogenannte „Zubußen“ fällig. Heißt: Anteilseigener mussten die Zechen, die keine Erträge erbrachten, bezuschussen. Die Investition in den Bergbau bedeutete damals ein erhebliches Risiko. Glück hatte, wer Anteile an einer „Ausbeutzeuche“ hielt. Dann floss das Silber, wurde oftmals noch in Chemnitz „geseigert“ – also von unnützem Geröll getrennt – und ging dann seinen Weg in die Messestadt und von dort weiter bis in die bis dahin bekannte Welt.
Das Henne-Ei-Problem
Der frühere Direktor der Leipziger Stadtbibliothek Ernst Kroker widmet sich in seinem 1925 erschienen Werk „Handelsgeschichte der Stadt Leipzig“ eingehend der Beziehung zwischen Leipzig und dem Chemnitzer Umland. Dort führt er unter anderem ein Zitat aus dem Jahr 1485 an. Der damals in Leipzig lehrende Universitätsprofessor Konrad Wimpina antwortete auf die Frage, woher Leipzig all die Mittel für die vielen Prachtbauten habe, mit „Aus seinen Messen und aus Schneeberg.“ Doch war es keine einseitige Beziehung zwischen der Messestadt und den südlich gelegenen Industrieregionen. Schließlich benötigten die Gewerbe im Erzgebirge und in weiteren Industrieregionen um Chemnitz – wie dem Vogtland – einen Markt von internationaler Bedeutung. Den bot Leipzig und sorgte beim Kaiser für die dafür notwendigen Privilegien. So mussten Lieferanten und Kaufleute auf dem Hin- und Rückweg zur und von der Messe geschützt werden. Zudem waren Bannmeilen um Leipzig ein entscheidendes Privileg, denn in deren weitreichenden Kreis durften keine weiteren Messen – damals noch Jahrmärkte genannt – stattfinden.
So stellt sich nach einiger Recherche die Frage, wer ist Henne und wer ist Ei? Die Größe der Chemnitzer Industrieregion oder die Anziehungskraft der Leipziger Messe? Beide hätten wohl über Jahrhunderte nicht ohne den jeweils anderen wachsen können.
Und doch, so schreibt Kroker: „Die Leipziger [hatten] es verstanden, ihre Verbindung mit den Bergwerken zu einer dauernden Quelle des Reichtums zu gestalten.“ Die, die dagegen das Silber in den Schächten abbauten, gingen ein ganz anderes Risiko als das des finanziellen Ruins ein. Sie setzten ihr Leben und ihre Gesundheit aufs Spiel – der Kumpeltod kannte viele Ursachen, wie die Chemnitzer Ausstellung zeigt. Und alle Vorsorge war oft nicht genug. Manchmal brauchte es auch hier einfach Glück, um dem einstürzenden Schacht zu entkommen.

Foto: LfA/smac, Annelie Blasko
Ein Schatz, der bis heute blieb
Wie steht es um die Verbindung heute? Schätze aus erzgebirgischen Schächten werden längst nicht mehr in Leipzig gehandelt. Die Verbindung hat dennoch gehalten. Das erzgebirgische Handwerk präsentiert sich auf der HANDWERK live. Aussteller aus Chemnitz und dem Erzgebirge sind wichtiger Teil der denkmal – der Europäischen Leitmesse für Denkmalpflege, Restaurierung und Altbausanierung. Die Tourismusregion nutzt die Touristik & Caravaning als Plattform zur überregionalen Vermarktung. Die Innovationen Chemnitzer Ingenieure bereichern die Intec – der Internationalen Fachmesse für Werkzeugmaschinen, Fertigungs- und Automatisierungstechnik. Mehr noch, im Beirat der Intec sind zahlreiche Geschäftsführer und Wissenschaftler aus Chemnitz und der Region vertreten. Aus gutem Grund, stammt die Intec doch ursprünglich aus Chemnitz und feierte dort ihre Premiere im Jahr 1998. Ihr rasantes Wachstum führte dazu, dass die Branche sich erstmals im Jahr 2007 auf dem größeren Gelände der Leipziger Messe zusammenfand.

Foto: Christian Modla, Leipziger Messe
Darüber hinaus hat sich ein Produkt über die Jahrhunderte bis heute gehalten. Wenn die Bergarbeiter früher aus den Schächten kamen, vertrieben sie sich den Feierabend oftmals mit Schnitzereien. Die Tradition erzgebirgischen Holzspielzeugs entstand. Heute werden Holzspielsachen wie Puppenhäuser und Kugelbahnen genauso wie der allseits bekannte Weihnachtsschmuck wie Schwippbögen und Pyramiden auf der CADEAUX Leipzig – der Fachmesse für Geschenk- und Wohntrends ausgestellt. Der Verband erzgebirgischer Kunsthandwerker und Spielzeughersteller e. V. war gar maßgeblich an der Gründung der CADEAUX Leipzig im Jahr 1992 beteiligt. Zu finden sind die Spielzeuge und Dekorationen übrigens schon seit dem 16. Jahrhundert in Leipzig. Da erreichten sie die Messehöfe und wurden – wie hätte die Geschichte anders ausgehen sollen – fleißig in alle Himmelsrichtungen gehandelt und erlangten ihren weltweiten Ruhm.
Der Text „Glück auf! Das Silber kommt nach Leipzig“ entstand unter maßgeblicher Verwendung der folgenden Quellen:
Leipziger Messe GmbH (2014): Märkte, Muster, Menschen – 850 Jahre Leipziger Messen – Leipziger Medien Service GmbH, Leipzig
Kroker, Ernst (1925): Handelsgeschichte der Stadt Leipzig – Die Entwicklung des Leipziger Handels und der Leipziger Messen von der Gründung der Stadt bis auf die Gegenwart – Walter Bielefeld Verlag, Leipzig
Schirmer, Uwe: Messen als Silberhandels- und Finanzplatz, in: Zwahr et al (1999): Leipzigs Messen 1497 – 1997 – Teilband 1: 1497 – 1914 – Böhlau Verlag, Böhlau
Steinmüller et al (1958): Vom Jahrmarkt zur Weltmesse – Urania-Verlag, Leipzig / Jena
Chemnitz 2025: Aufbruch, Erbe und europäische Visionen
Vier Monate nach dem Start der Kulturhauptstadt Chemnitz zieht Kulturbürgermeisterin Dagmar Ruscheinsky eine erste positive Bilanz. Volle Veranstaltungen, wachsendes Selbstbewusstsein und große Erwartungen an die Zukunft bringen eine neue Dynamik nach Chemnitz.

Foto: Chemnitz 2025, Christian Nopper
Wir befinden uns im vierten Monat der Europäischen Kulturhauptstadt Chemnitz 2025. Wie ist die erste Zwischenbilanz?
Wunderbar! Die Eröffnung im Januar mit 80.000 Besucherinnen und Besuchern war ein riesiger Erfolg – besonders für eine Open-Air-Veranstaltung im Winter. Seitdem sehen wir in allen Bereichen wachsenden Zulauf: Stadtführungen sind ausgebucht, Hotellerie und Gastronomie zufrieden, ebenso Museen – und das in den sonst eher ruhigen Monaten.
Das freut mich. 2020, als der Titel der Kulturhauptstadt verliehen wurde, war mein Eindruck, dass sich die Chemnitzer:innen, die ich kenne, wahnsinnig gefreut haben. Können Sie das bestätigen, was hat das in der Stadt ausgelöst, wie haben Sie die Stimmung wahrgenommen?
An diesem Tag war ich in Berlin und habe am Monitor die Übertragung verfolgt. Ich habe die ganzen Chemnitzer Gesichter aus dem Rathaus und der Szene gesehen und wie sie alle aufsprangen, die Hände hochrissen und jubelten. Wenn ich das erzähle, bekomme ich heute noch Gänsehaut.
Die große Freude rührte sicher auch daher, dass viele Chemnitzer:innen das Jahr 2018 als besonders schrecklich wahrnahmen. Welche Rolle spielt das Jahr in der Kulturhauptstadt-Bewerbung und in der Ausgestaltung des Programms?
2018 war furchtbar, das kann man nicht beschönigen. Die rechte Szene hat mobilisiert, bundesweit wurde zu Aufmärschen in Chemnitz aufgerufen. Das Jahr 2018 hat dann in der Bewerbung für die Kulturhauptstadt eine aktive Rolle gespielt. Unser Programm setzt heute auf die Beteiligung der Bürgergesellschaft und eine Aktivierung der Chemnitzerinnen und Chemnitzer. Heute geht es um gesellschaftliche Verantwortung, Selbstwirksamkeit, Transformation und einer Selbstwahrnehmung, um ein neues Bild der Stadt.
Wird das so angenommen?
Ja, die Veranstaltungen sind voll. Programme wie die Europäische Werkstatt für Kultur und Demokratie zeigen: Die Menschen nehmen teil. Das Motto der Europäischen Kulturhauptstadt Chemnitz 2025 „C the Unseen“ tut der Stadt gut – es geht darum, gesehen zu werden, aber auch, sich selbst neu zu sehen.
Welche Veränderungen erwarten Sie über das Kulturhauptstadtjahr 2025 hinaus?
Wir wollen bleibende Strukturen schaffen. Die Hartmann-Fabrik wurde zum Besucherzentrum, das ehemalige Straßenbahndepot ist heute ein Garagen-Campus. Dazu kommt das neue Karl Schmidt-Rottluff-Haus im Elternhaus des Künstlers. Karl Schmidt wurde 1884 in Rottluff – heute ein Stadtteil von Chemnitz – geboren. Als Mitbegründer der Künstlergruppe Brücke ist er ein ganz maßgeblicher Vertreter des Expressionismus in Deutschland. Die im Kulturhauptstadtjahr etablierten Orte sollen zusammen mit den fest in der Kulturlandschaft verankerten Einrichtungen auch den Kulturtourismus langfristig stärken.
Auf der Leipziger Buchmesse wurde neben Chemnitz auch die grenzüberschreitende Europäische Kulturhauptstadt Nova Gorica in Slowenien mit Gorizia in Italien vorgestellt. In Nova Gorica sei das kulturelle Leben nach dem Zerfall Jugoslawiens weitgehend zum Stillstand gekommen, während es in Chemnitz nach der Wende aufblühte – so die These. Wie sehen Sie das?
Ich würde die These nicht uneingeschränkt gelten lassen wollen – kulturell war in Chemnitz auch zu DDR-Zeiten einiges los. Die Künstlergruppe Clara Mosch etwa arbeitete unabhängig vom sozialistischen Realismus und wurde überregional bekannt. Oder Hartwig Albiro, der ab 1971 das Schauspielhaus prägte und mit Größen wie Frank Castorf, Ulrich Mühe oder Corinna Harfouch arbeitete. Nach der Wende kam dann ein starker Aufschwung freier, unabhängiger Kulturschaffender hinzu.
Welche Maßnahmen machen Chemnitz heute als europäische Kulturhauptstadt aus?
Viele Projekte sind europäisch ausgerichtet. Etwa die Ausstellung „Tales of Transformation“ im Industriemuseum, die eine gemeinsame industrielle Entwicklung europäischer Städte zeigt. Sie wurde mit Partnern aus Manchester, Gabrowo, Łódź, Mulhouse und Tampere konzipiert. Die große Schau „European Realities“ im Museum Gunzenhauser, ein Haus der Kunstsammlungen Chemnitz, vereint Werke realistischer Kunst aus 22 europäischen Ländern – ein beeindruckender Querschnitt durch Europas Kunstgeschichte der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen. Ab August 2025 folgt eine Ausstellung zu Edvard Munch unter dem Titel „Angst“. Ausgangspunkt ist sein Bild Der Schrei, das gesellschaftliche Fragen unserer Zeit thematisiert – weit über die Kunstgeschichte hinaus.

Foto: Leipziger Messe
Was muss sich darunter vorgestellt werden?
Die Ausstellung verdeutlicht die immense Aktualität von „Angst“ und die Notwendigkeit, dieses Tabu-Thema anzusprechen. Kunst, Musik, Tanz sind Möglichkeiten zur persönlichen Auseinandersetzung mit Angst. Der Pavillon der Angst wird als mobiler Begegnungsraum vor und während der Ausstellung im Chemnitzer Stadtraum die bewusste Auseinandersetzung mit diesem menschlichen wie auch diffusen und ambivalenten Grundgefühl anregen.
Welche weiteren Kooperationen mit internationalen Partnern haben sich in der Vorbereitung dieses Jahres entwickelt?
Die Vernetzung mit anderen europäischen Kulturhauptstädten ist sehr wertvoll. Das Programm der Europäischen Kulturhauptstädte wird dieses Jahr 40 Jahre alt – im April waren Vertreterinnen und Vertreter aus rund 60 bisherigen und künftigen Kulturhauptstädten hier zu Gast und verabschiedeten das White Paper Chemnitz. Ein Manifest mit 40 konkreten Vorschlägen zur Neugestaltung des Programms Kulturhauptstädte Europas. Die Arbeitsergebnisse werden jetzt in Brüssel vorgestellt. Die Gemeinschaft der Europäischen Kulturhauptstadt ist ein großer Gewinn.
Aber auch in Chemnitz lebende Menschen tragen zur Internationalität bei. Hier lebt beispielsweise eine große ukrainische Gemeinde, entsprechend kamen auch viele Geflüchtete hier an – mehr als in Leipzig oder Dresden. Viele engagieren sich in Projekten der Kulturhauptstadt, etwa über einen Chor. Alle, die in Chemnitz leben, sollen mitgestalten – das gilt natürlich auch für die Ukrainerinnen und Ukrainer.

Foto: Leipziger Messe
Was mir vor allem im Programm ins Auge sprang, waren die Programmpunkte zu den #3000 Garagen. Warum Garagen?
In Chemnitz gibt es um die 30.000 Garagen, die das Stadtbild mitprägen. Ihr sozialer Stellenwert ist hoch, denn sie wurden zu DDR-Zeiten in Eigeninitiative und in Gemeinschaft errichtet. Noch heute sind sie kreative Biotope, soziale Orte und Archive. Diese Garagen sind typisch für eine ostdeutsche Stadt und haben einen Funktionswandel durchlaufen. Heute finden dort Garagenhof-Konzerte statt, auch werden Ausstellungen gezeigt. Die Garagenhöfe als bereits existierende, sozio-kulturelle Orte wurden so für das Kulturhauptstadt-Jahr aktiviert. Die Fotografin Maria Sturm hat darüber hinaus verschiedene Garagenbesitzerinnen und Garagenbesitzer porträtiert. Die Fotografien tauchen prominent in den Schaufenstern von Geschäften und Bankfilialen im Stadtbild auf. Somit rücken sonst ungesehene Macher in das Rampenlicht. Da passt das Motto „C The Unseen“ wieder gut.
Kennen Sie Museen, Ausstellungshäuser, Kunstschaffende hier in Chemnitz, die sich gegebenenfalls bei Messen neue Anregungen holen?
Unsere Museen und Theater setzen auch auf niedrigschwellige Formate und versuchen das Bild des hohen Kunsttempels zu kontern. Dabei setzen sie auf digitale Angebote, Podcasts und dergleichen mehr. Die MUTEC ist für unsere Museumsleute natürlich ein Muss. Dort gibt es die neuesten Trends und man holt sich Inspirationen. Ganz unabhängig von der Kulturhauptstadt ist ein solcher Branchentreffpunkt fundamental wichtig für die Kultur. Die MUTEC ist da der ideale Platz. Ohne solche Austauschformate gibt es keine Kultur, die sich weiterentwickelt.
Einen Schritt weiter gegangen – und die historischen Fakten etwas gerafft dargestellt – könnte ja behauptet werden, ohne Chemnitz gar keine Leipziger Messe. Ich spiele da auf die Ausstellung „Silberglanz und Kumpeltod“ an. In der Region Chemnitz wurden Silber und weitere Schätze aus dem Erzgebirge abgebaut und in Leipzig gehandelt. Taucht diese Verbindung hier auch auf?
Das hört man in Chemnitz natürlich gern – es gibt klare Verbindungen zu Leipzig und Dresden. Weniger mag ich den Spruch: „In Chemnitz wird das Geld verdient, in Leipzig gehandelt und in Dresden verprasst.“ Jede Stadt hat ihren eigenen Charakter: die Residenzstadt, die Handelsstadt, die Industriestadt. Und natürlich gab und gibt es in allen drei Städten Kultur, Arbeit und Glanz.
Vor welcher Herausforderung stehen die kulturellen Institutionen in Chemnitz trotz Kulturhauptstadt?
Wie überall in Deutschland: die Finanzierung. Öffentliche Mittel werden knapper, die Frage ist, wie wir Qualität und Vielfalt erhalten – gerade auch in der freien Szene. Es braucht neue Strukturen, etwa Kooperationen und geteilte Nutzung von Infrastruktur wie dem Garagen-Campus, der als Ort der freien Szene weiterentwickelt werden kann.

Foto: Leipziger Messe
Was sollten Kunstschaffende und Museumsleute in diesem Jahr in Chemnitz auf keinen Fall verpassen?
Ein Blick ins Programm unter chemnitz2025.de lohnt sich immer. Neben der schon erwähnten Realismus-Ausstellung im Museum Gunzenhauser – ein absolutes Muss! – möchte ich besonders auf die Ausstellung „Die neue Stadt – Chemnitz als Karl-Marx-Stadt“ im Schloßbergmuseum der Kunstsammlungen Chemnitz hinweisen. Sie beleuchtet den DDR-Städtebau und stellt die Frage nach einer möglichen Ostmoderne – ein Thema, das oft übersehen wird. Und natürlich auf die Munch-Ausstellung im August in den Kunstsammlungen am Theaterplatz.