Messe Magazin

Zu Fuß von Seiffen zur Leipziger Messe: Johanna Kaden auf den Spuren Johann Friedrich Hiemanns

Um heutzutage knappe 155 Kilometer zurückzulegen, brauchen wir keine zwei Stunden – mit dem Auto, versteht sich. Oder dem Zug. Eine junge Frau aus dem Erzgebirge aber hat sich zu Fuß auf den Weg gemacht und ist eine Woche lang in acht Etappen von Seiffen zur Leipziger Messe gelaufen. Warum nimmt sie solche Strapazen auf sich?

Inhaltsverzeichnis

Johanna Kaden ist Grafikerin bei Dregeno, der Drechslergenossenschaft im erzgebirgischen Spielzeugdorf Seiffen. Das Örtchen feiert dieses Jahr sein 700-jähriges Jubiläum und gleichzeitig ist Dregeno auf der CADEAUX Leipzig, der Fachmesse für Geschenk- und Wohntrends, als Aussteller dabei und präsentiert erzgebirgische Holzkunst vom Räuchermännchen bis zum Osterschmuck.

Eine Aktion für die 700-Jahr-Feier von Seiffen

Um im Vorfeld nicht nur auf die Messe, sondern auch auf die Jubiläumsfeierlichkeiten in Seiffen aufmerksam zu machen, entstand die Idee, es Johann Friedrich Hiemann gleich zu tun. Seiner Zeit Seiffener Kaufmann, lief er der Überlieferung nach 1699 zu Fuß nach Leipzig, um hier auf der Messe Textil- und Holzwaren anzubieten. Heute – 325 Jahre später – erzählt man im Erzgebirge noch immer von seinem Marsch und davon, wie er die lokale Handwerkskunst in die große weite Welt trug.

 

„Ich mach das“, sagte Johanna sofort, als sich die Idee bis zu Dregeno in Seiffen herumgesprochen hatte. „Eine reine Bauchentscheidung. Ich habe anfangs nicht zu viel darüber nachgedacht, was da auf mich zukommt.“ Und so ging sie über Stock und Stein, über Straßen, Felder, Wald- und Pilgerwege. Schritt für Schritt der Leipziger Messe entgegen.

Johanna Kaden in historischer Kleidung auf der Fachmesse Cadeaux der Leipziger Messe, Anlass: das Jubiläum 700 Jahre Spielzeugdorf Seiffen
Johanna Kaden als Johann Friedrich Hiemann mit Gehrock, Dreispitz und Schiebock.
Foto: Leipziger Messe

Früher Notwendigkeit, heute Freizeitvergnügen

Im Gegensatz zu heute war es früher mit sehr viel größeren Strapazen verbunden, sein Produkt zum Kunden zu bringen. Sich das vor Augen zu halten, erhöht die Wertschätzung ungemein. Das trifft insbesondere auf Handgemachtes zu. In den Produkten, die Dregeno anbietet, steckt jede Menge Handwerkskunst, deren Herstellung sehr viel Zeit erfordert. Gleiches gilt auch für den Transport. Was Hiemann machte, war schließlich kein Freizeitsport: er sicherte nicht nur sein Geschäft sondern auch das weiterer Holzdrechsler aus Seiffen, die sich bei seiner Rückkehr über jede Menge neuer Aufträge freuten. Damals wie heute haben Messen einen so hohen Stellenwert, dass Kaufleute wie Hiemann sich auf den Weg nach Leipzig machen. Schon vor mehr als 300 Jahren hat es sich gelohnt, den damals beschwerlichen Weg zu solch einem zentralen Handelsplatz auf sich zu nehmen und hier seine Waren anzupreisen.

Regionale Wirtschaftsmotoren mit jahrhundertelanger Verbindung

Das Erzgebirge mit seinem traditionellen Kunsthandwerk ist ebenso wie die Leipziger Messe ein wichtiger Motor für die Wirtschaftskraft der Region. Über viele Jahrhunderte hinweg ist hier eine Verbindung gewachsen: beginnend mit dem Silberhandel, der Leipzig einen beachtlichen wirtschaftlichen Aufschwung bescherte, und später mit den Kundhandwerkern und Spielzeugherstellern, die ihre Ware wie Hiemann nach Leipzig brachten. Heute ist die CADEAUX Leipzig mit dem „Forum Erzgebirge“ die weltweit größte Schau des Erzgebirges. Sowohl die Frühjahrs- als die Herbstmesse sind für die erzgebirgischen Unternehmen nach wie vor eine enorm wichtige Plattformen für ihren Verkauf.
Blick in die Messehalle zur Fachmesse Cadeaux Leipzig 2024 (Frühjahr)
Besucher und Aussteller begrüßen Johanna Kaden im „Forum Erzgebirge.“
Foto: Leipziger Messe

Gelungene Aktion

Am Ziel kam Johanna mit Kostüm und Schiebock an, um noch authentischer an Johann Friedrich Hiemann zu erinnern. Damit zog sie natürlich die Blicke auf sich und das Forum Erzgebirge, das traditionell Teil der CADEAUX Leipzig ist. „Es war ein durchweg positives Erlebnis“, sagt die Seiffenerin. „Ich habe richtig Gefallen daran gefunden, es hat von Tag zu Tag mehr Spaß gemacht und nach den ersten beiden Etappen war der Muskelkater verschwunden.“ Was das Schönste an diesem Weg war? „Dass ich im winterlichen Seiffen gestartet bin und als ich in Leipzig ankam, brach hier gerade der Frühling aus und alles wurde langsam grün“, sagt sie verträumt. Es wird sicher nicht ihre letzte Tour über mehrere Tage gewesen sein.

Wer jetzt Lust hat, mehr über das Spielzeugdorf Seiffen und die erzgebirgische Handwerkskunst zu erfahren, der sei herzlich eingeladen zur 700-Jahr-Feier.

 

Alle Infos zum Jubiläum und Programm finden Sie hier: https://seiffen.de/700-jahre-seiffen/

 

Und die nächste CADEAUX Leipzig findet am 7.bis 9. September 2024 statt: www.cadeaux-leipzig.de

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